Big Chief: Führungskräfte des Heavy-Funkrocks


Für Metallica-Sprachrohr Lars Ulrich ist Big Chief „die beste Seattle-Band, die nicht aus Seattle kommt. “ Große Worte, nicht ohne Berechtigung: Big Chief, die großmotorige Gitarrenwand-Maschine des Proto-Grunge-Rock, hat all die Sound-Merkmale, die Soundgarden oder Nirvana im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen brachten. Von Plagiat dennoch keine Spur, denn Big Chief fühlt sich der lautstarken Rock-Tradition ihrer Heimatstadt Ann Arbor verpflichtet: Vor knapp 25 Jahren stand hier, 40 Meilen von Detroit entfernt, dank MC 5 und The Stooges die Wiege des Heavy Metal. Dieses Erbe verwaltet Big Chief, ohne bei der Last in die Knie zu gehen. Dafür sind ihre Soundelaborate viel zu selbstbewußt und explosiv. Gitarrist Phil Dürr, ein gebürtiger Stuttgarter, dessen Onkel Chef der deutschen Bundesbahn ist, erklärt: „Natürlich sind wir vom Sound unserer Stadt beeinflußt. Wenn es aber zwei Namen gibt, auf die sich die ganze Band einigen kann, dann sind das Black Sabbath und Funkadelic. “ Das hört man: Wenige Bands verstehen sich auf so eine erdige Heavy-Kraft, die gleichzeitig so funky nach vorne treibt. Umso verwunderlicher, daß Big Chief erst jetzt von dem Major Capitol unter Vertrag genommen wurde. Seit 1990 haben die Chronisten des Rock-Undergrounds neben zehn (längst vergriffenen) Singles bereits zwei CDs und eine Mini-CD veröffentlicht. Bezeichnenderweise zuerst auf dem deutschen Indie Repulsion und erst seit vergangenem Jahr US-weit bei der Talentschmiede Sub Pop. Jüngstes Beispiel Big Chief sehen Schaffensdrangs: „Product“, eine Sechs-Song-Mini-CD, die die latente Liebe zu schwarzer Popkultur ebenso aufdeckt wie die eigene Hardcore-Punk-Vergangenheit.