Bentley Rhythm Ace
AUCH DAS NOCH: SPIELVERZÖGERUNG FÜR BENTLEY Rhythm Ace. Wegen der EM-Begegungen in Gruppe B. Türkei – Belgien und Italien – Schweden, als hätte man’s nicht vorher gewusst. Und dann ist auch noch Sommer in der Stadt. Hoch „Axel“ lässt die Menschen kollektiv transpirieren, und das tun sie lieber draußen, als sich im noch heißeren Saal zu verlustieren. Also lassen Mike Stokes und Richard March, die beiden, die zusammen Bentley Rhythm Ace sind, die Leute erst mal warten. Bis weit nach Abpfiff, bis schätzungsweise eineinhalb Wärmegrade weniger- und bis sich dann doch noch reichlich Konzertgänger vor der Bühne versammelt haben. Auf der Bühne regiert von der ersten Sekunde an ein Patchwork aus allem und jedem, was Personal und Equipment so hergeben. Musste man bei dem einleitenden Spiel von Richard March (geslapter Bass – Mark King? Level 42?? Angst!!!) schon mal prophylaktische Bedenken anmelden, so ging der Rest erst recht auf die Geschmacksnerven. Zwei Schlagzeuger, von denen einer auch noch diverse Percussion-Gerätschaften bedient, und die sich zusammen benehmen, als gelte es, einen Wochenend-Trommel-Workshop zu schmeißen. Dazu ein Mann für Sampler und Keyboards, March am Bass – und zwischendrin der kleine Häwelmann, der immer „mehr, mehr“ schreit oder auch wahlweise „I wanna see you hands“. Der Crowdpleaser heißt heute abend Mike Stokes – und er bekommt, was er will. Jedes eventuell einstmals filigrane Sample wird zugeballert, hier ein Basslauf, dort ein paar Scratches – man hört gar nicht mehr, was man alles hören könnte. Eine handbetriebene Sirene, Trompetengetröte vom Sampler, Kuhglocken, Bienensummen. Es rummst, es wummst, es rappelt im Karton. Immer mehr, und immer wieder, und ganz egal, ob bei neuen Tracks wie „Summer Song Blue“ oder bei alten wie „Run On The Spot“ -Tempowechsel, Variationen? Pustekuchen! Hauptsache: alles. Einzig bei „Bentley’s Gonna Sort You Out“ setzt sich die Erkenntnis durch, dass auch gut abgehangene Beats, die mellow um die Ecke biegen, grooven können. Das war schön, das war dope aber leider ein Einzelfall. Fazit: Gut gemeinte moderne elektrische Unterhaltungsmusik kann im Live-Format auch im Club als elektrischer Schweinerock daherkommen. Für die Statistik: Türkei – Belgien 2:0, Italien – Schweden 2:1. Bentley Rhythm Ace: weitgehend tanzbar, aber langweilig. Allerdings: Nett sind sie, die Elektrorocker. Besonders Mike Stokes, der hyperagile Springinsfeld, leistete guten Dienst am Kunden; es gibt nicht viele Musiker, die noch eigenhändig Eiswürfel ans Publikum verteilen. Dafür: danke.