Bedienter Sound, verpackt in Gold and Silber


Der neue Trend heisst ROXY. Roxy ist Gold und Silber, Rock und Elektronik, lange Haare und Elvis-Tollen, Synthesizer, der Gesang von Möwen über dem Meer. Sechs Typen mit Musik im Blut und eine ausgeflippte Stimme.


DIE ROXY-WELLE ÜBERSCHWEMMT DEN KONTINENT

„Die britische Popszenerie hat einen toten Punkt erreicht… Es passiert einfach nichts mehr… Wir warten auf die neuen Beatles“. Die Tatsache dass es in England an neuen Impulsen fehlte, war vor rund zwei Jahren ein offenes Geheimnis. Die Briten warteten ungeduldig auf etwas Neues, in anderen Ländern orientierte man sich inzwischen an amerikanischen Einflüssen. Während aus den Staaten der Soft-Rock kam und Neil Young, James Taylor und Carole King nach anfänglichem Zögern auch in Europa gefeiert wurden, tauchten in England Marc Bolan und Mickey Finn auf. T.Rex drehten die Zeit zurück, ihre Konzerte wurden von kreischenden 12-Jährigen besucht. Und man glaubte, sie gefunden zu haben: Die neuen Beatles, die neue Sensation, auf die England so lange gewartet hatte. Musikalisch war mit T.Rex jedoch nicht allzu viel los, sie waren weit entfernt davon, in der Popmusik neue Akzente zu setzen. Inzwischen brennt das T.Rex-Fieber schon nicht mehr so stark, wie noch vor einem Jahr, denn inzwischen gibt es Roxy Music, die wirklichen Wegbereiter einer neuen Musik-Epoche.

Ihr Sound ist der Sound der 50er, 60er, 70er und 80er Jahre. Er ist old-fashioned und hypermodern, swingend und intellektuell. Und die Roxy-Welle, Musik und Mode zugleich, überschwemmte nicht nur die britischen Inseln, sondern auch den Kontinent.

DANCE THE CHA-CHA THROUGH TILL SUNRISE

Ihre Texte sind genauso ungewöhnlich, wie die Musik und die Stimme von Bryan Ferry. Bryan, obwohl nicht offiziell Boss der Gruppe, so doch Kopf von Roxy Music, hatte von Anfang an sehr klare Vorstellungen, was die Zukunft betraf. Er war nicht gewillt. Roxy’s Schicksal dem Zufall zu überlassen, die Zukunft war bis ins kleinste Detail geplant.

„Ich verlangte nicht viel. Ich wollte nur das beste Management, die beste Agentur und die beste Plattenfirma. Und ich wusste: Dann läuft alles wie von selbst, dann wird die Gruppe sehr gut und sehr populär.“

Heute, etwa ein Jahr später, zeigt sich, dass Bryan recht behalten hat. E.G. ist ihr Management, Chrysalis ihre Agentur, Island ihre Plattenfirma. Ihre Konzerte mit David Bowie und Alice Cooper waren ausverkauft, inzwischen sind sie selbst ‚Top Of The Bill‘. Das erste Album ‚Roxy Music‘ eroberte im Sturm die britischen LP-Charts und die erste Single ‚Virginia Piain‘ (dance the cha-cha through till sunrise Baby Jane’s in Acapulco we’re all flying down to Rio) gelangte auf Anhieb in die englischen, deutschen und holländischen Hitparaden. Roxy’s erste Amerika-Tournee musste wegen Bryan Ferry’s Mandeloperation leider abgesagt werden, doch werden sie bei der nächstmöglichen Gelegenheit ganz sicher auch das amerikanische Publikum für sich gewinnen. Der Roxy-Boom geht jetzt erst so richtig los, vermutlich hat Roxy Music noch ein paar Überraschungen auf Lager.