Beatles
Die letzte Folge unserer großen, dreiteiligen Serie über die Karriere der Beatles umfaßt die Jahre 1967 bis 1970. In diesen Zeitabschnitt fielen der überragende künstlerische Triumph der Band – die Platte „Sergeant Pepper“ —, ihr Verfall und ihre Auflösung. Wir drukken Auszüge aus dem spektakulären Buch „Die Beatles“ von Hans Rombeck und Wolfgang Neumann.
Am 25. Juni 1967 wurde eine weltweite Fernsehsendung mit dem Titel Our World ausgestrahlt, die via Satellit gleichzeitig lund um den ganzen Globus empfangen werden konnte. Fast jedes Land der Erde, in dem es bereits ein Fernsehnetz gab, lieferte dafür einen eigenen Beitrag. England wählte eine Recording Session der Beatles aus. 150 Millionen Zuschauer erlebten so die Premiere von AU You Need Is Love, das dadurch fast über Nacht zur Hymne der Hippies, der Blumenkinder und der Make-love-not-war-Generation wurde.
Durch Vermittlung von George, der auf dem Umweg über die indische Musik auch mit der indischen Mystik Bekanntschaft gemacht hatte, lernten sie zwei Monate später den Maharishi Mahesh Yogi kennen. Zusammen mit ihren Frauen und einigen Freunden fuhren sie am 24. August nach Bangor in Nordwales, um durch die belehrenden Weissagungen des Yogi Hilfe zu ihren Drogenproblemen und die große „Erleuchtung“ zu erfahren. Ihre Meditationen wurden jäh unterbrochen durch eine schreckliche Nachricht aus London. Brian Epstein war am Sonntag, dem 26. August, in seiner Villa in der Chapel Street tot aufgefunden worden. Obwohl sie in letzter Zeit seltener Kontakt mit ihm hatten, waren sie tief betroffen. Sofort aufkommende Selbstmordgerüchte wurden am 8. September durch eine Erklärung des Untersuchungsrichters von Westminster widerlegt. Sie lautete: „Mr. Epsteins Tod ist als Unfall anzusehen. Er starb an der kumulativen Wirkung des in einem Schlafmittel enthaltenen Barbiturats.“ Brian Epstein, längst mehr Freund als Manager seiner Gruppe, hatte es verstanden, alles Geschäftliche und Finanzielle von ihnen fernzuhalten, damit sie sich ganz auf ihre Musik konzentrieren konnten. Seine letzte Tätigkeit hatte darin bestanden, mit ihnen den Fernsehfilm Magical Mystery Tour vorzubereiten. Die Idee zu diesem Film kam Paul am 11. April 196 7 auf einem Flug von New York nach London, als er mit der Arbeit am gleichnamigen Song begann. Noch am 24. August hatten sie letzte Vorbesprechungen über die Dreharbeiten mit Brian Epstein gehabt, jetzt mußten sie das einmal begonnene Filmprojekt alleine durchziehen. Die treibende Kraft war hierbei Paul McCartney. Die Außenaufnahmen fanden vom 11. bis 16. September in Devon und Cornwell statt, die Innenaufnahmen und der Schnitt erfolgten in den Flugzeughallen von West Mailing bei Maidstone in Kent.
Arn zweiten Weihnachtsfeiertag 1967 hatte der Film gleichzeitig in mehreren Ländern Bildschinnpremiere, so auch in Deutschland. Die Kritiken waren zum erstenmal fast durchgehend schlecht, man kann sie auch, im Vergleich zu den Lobeshymnen bei früheren Anlässen, als vernichtend bezeichnen. Niemand vermag freilich aus heutiger Sicht schlüssig zu beweisen, ob mit Brian Epsteins Rat an ihrer Seite das Debakel hätte vermieden werden können.
Aber die Beatles traf die Enttäuschung nicht mehr so hart. Dem Erfolg beim großen Massenpublikum maßen sie nicht mehr den gleichen Stellenwert bei wie früher. Ihre persönlichen Interessen und Neigungen kristallisierten sich immer deutlicher als die auslösenden Momente bei ihren Plänen und Handlungen heraus. Über Weihnachten nutzte Ringo die produktionsfreie Zeit, um in Rom an der Seite Richard Burtons und Marion Brandos die Rolle eines mexikanischen Gärtners in dem Film Candy zu spielen.
George flog am 7. Januar 1968 erneut nach Indien, um sich von Ravi Shankar in indischer Musik unterweisen zu lassen. Ringo trat derweil in der Cilla Black Show auf, für die Paul die Titelmusik geschrieben hatte.
Am 14. Februar brach eine Flut von Auszeichnungen über sie herein. Sie wurden zur „besten Gruppe der Welt“ und zur „besten Gruppe Englands“ gewählt. AU You Need Is Love, Hello Goodbye und Penny Lane wurden zu den drei „besten Platten des Jahres 1967“ erklärt, das Album Sgt. Pepper zur LP des Jahres.
Die Monate Februar bis April verbrachten sie in Indien beim Maharishi, lediglich Ringo kehrte bereits 14 Tage später wieder nach England zurück. Als die Single Lady Madonna am 15. März auf den Markt kam, war er der einzige der vier, der sich in London aufhielt.
Als John und Paul wieder in England waren, begannen für sie Zeiten hektischer, geschäftlicher Aktivitäten. Aus ersten Interviews ließ sich erkennen, daß sie von ihrem indischen Lehrer nicht mehr so recht überzeugt waren. Auf einer Pressekonferenz im April 1968 gaben alle vier bekannt, daß sie bereits am 14. August 1966 die Firma Apple mit einem Stammkapital von 25 Millionen DM gegründet hatten. Künftig sollte Apple nicht nur Musik, sondern auch Filme, Bücher, Mode und Unterhaltungselektronik vertreiben. Mary Hopkin war die erste Künstlerin, mit der sie am 4. Mai einen Vertrag abschlössen. Einige Tage darauf flogen John und Paul nach New York, um auch in den USA ihr neues Unternehmen Apple Records and Films zu etablieren. Durch Epsteins Tod dazu gezwungen, wurden sie auch immer mehr und mehr zu Geschäftsleuten, die einen Riesenbesitz zu kontrollieren hatten. Die Zukunft zeigte, daß sie hierbei nicht immer eine glückliche Hand haben sollten.
Die Arbeit am sogenannten white Album begann im Juni 1968. Einer breiteren Öffentlichkeit zeigten sie sich noch einmal in scheinbarer Eintracht bei der Premiere des Zeichentrickfilms Yellow Submarine am 17. Juli. In den USA wählte man diesen Film zum drittbesten des Jahres. John, der im Frühjahr die japanische Künstlerin Yoko Ono auf einer Ausstelllung in London kennengelernt hatte, wurde nun immer häufiger mit ihr zusammen gesehen.
Die erste Platte auf dem Apple-Label erschien am 30. August 1968 es war Hello Jude. Am selben Tag wurden John und Yoko wegen unerlaubten Rauschgiftbesitzes verhaftet. Paul, der inzwischen in New York die Fotoreporterin Linda Eastman kennengelernt hatte, zog einen Schlußstrich unter seine langjährige Freundschaft mit Jane Asher. Die Story vom „Traumpaar des Pop“, von vielen Gazetten liebevoll gepflegt, wurde durch die Wirklichkeit abrupt unterbrochen.
Einen Monat darauf erschien die von Hunter Davis geschriebene Biographie der Beatles. Sie wurde in den USA zum Bestseller.
Als äußeres Zeichen tut die im Inneten sich längst anbahnende Trennung kam am 1. November das eiste Soloalbum von einem der vier heraus. George Harrison legte seine LP Wonderwall vor, die Gruppe selbst dokumentierte ihre vereinten Anstrengungen drei Wochen darauf mit der Veröffentlichung des „weißen“ Doppelalbums. Hier wurde zum erstenmal ein bisher nur für nebensächlich gehaltenes Erkennungsmerkmal für die Urheberschaft aller Kompositionen durchgängig deutlich. Vom Sänger der Leadstimme stammte früher auch jeweil die Grundidee zu diesem Song – jedenfalls in den allermeisten Fällen -, die dann von John und Paul gemeinsam ausgearbeiter wurde. Die Lieder des neuen Doppelalbums hingegen stammten nach Auskunft John Lennons von Anfang bis Ende fast ausschließlich nur noch von jeweils einem der vier. John und Paul beschränkten sich lediglich darauf, Schwachstellen in der Musik des anderen zu überdecken oder auszumerzen, so daß man das „weiße“ Album eher als eine Zusammenstellung von Solostücken als die gemeinsame Arbeit einer Gruppe ansehen muß. Trotzdem entstanden damals Gerüchte – die kurioserweise bis heute noch nicht verstummt sind -, die Beatles wollten wieder live auftreten. John blieb jedoch der einzige, der das auch tat. Er trat in einer Fernsehsendung auf, allerdings zusammen mit den Rolling Stones. Nachzutragen wäre noch, daß seine Ehe mit Cynthia am 8. November in Nizza geschieden worden war.
Die letzten Wochen des Jahres 1968 verbrachten die Beatles getrennt voneinander. Erst im Januar 1969 trafen sie sich wieder, um gemeinsam einen Film in den Twickenham Studios zu drehen, der sie bei der Arbeit an einer LP zeigen sollte. Regie führte Michael Lindsay Hogg. Das Studio war zu groß, die Atmosphäre zu kühl, die Kameras störten sie ständig in ihrer Konzentration, und das schlechte Winterwetter drückte ebenfalls auf die Stimmung.
Lustlos quälten sie sich durch die Aufnahmesessions hindurch und feuerten am Ende die Bänder wütend in die Ecke. Das Erscheinen der LP, die zunächst Get Back und dann Let It Be heißen sollte, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Tausende Meter bespielter Bänder, die bei den Proben mitgeschnitten worden waren, verschwanden auf dunklen Kanälen und tauchten später als Raubpressungen wieder im Handel auf.
Am 30. Januar spielten sie Get Back live auf dem Dach ihres Bürohauses in der Savile Row 3 vor Filmund Fernsehkameras und ein paar wenigen Leuten. Derweil brach unter ihnen auf der Zufahrtsstraße der Verkehr zusammen.
Im Februar verdichteten sich die Anzeichen für einen drohenden Konkurs des noch jungen Apple-Konzerns, der in seinen schlechten Tagen bis zu 20000 Pfund Verlust pro Woche machte. Um die Finanzen wieder in Ordnung zu bringen, wurde der amerikanische Geschäftsmann Allan Klein, der bereits die Stones, Donovan und einige andere Showgrößen betreute, zum neuen geschäftsführenden Manager bestellt. Diese Entscheidung ging auf die Initiative Johns zurück, der entgegen allen Warnungen von Freunden davon überzeugt war, nur Klein könne das leckgeschlagene Apple-Schiff wieder flottkriegen. Ob Paul das kommende Debakel mit Klein vorausgeahnt hatte oder nicht, ist vielleicht aus heutiger Sicht nicht mehr so gravierend. Er wollte damals unter allen Umständen verhindern, daß Klein die Geschäfte in die Hand bekam, denn er hielt seinen künftigen Schwiegervater, den arrivierten New Yorker Rechtsanwalt John Eastman, für den weitaus geeigneteren Mann. Klein hatte in geschickten Unter-vier-Augen Gesprächen George und Ringo auf seine Seite gezogen, indem er ihnen unter Anspielung auf die dominierende Rolle Johns und Pauls mehr Geltung nach außen und auch mehr Geld versprach. Auf diese Weise unterlief er die hartnäckige Opposition Paul McCartneys, der aus den ständigen Querelen die Konsequenz zog und seine geschäftlichen Bindungen zur Firma Apple und den anderen zu lösen begann. Ein weiterer Grund für die sich immer deutlicher abzeichnenden Spannungen mag im Bestreben Pauls gelegen haben, in gewisser Weise in die Rolle Brian Epsteins zu schlüpfen, um als die integrierende und treibende Figur nach außen zu wirken. So jedenfalls hat es John in späteren Interviews dargestellt.
Ende März endeten die Arbeiten am Film Let it be. Kurz zuvor am 12. März – heiratete Paul Linda Eastman auf dem Standesamt Marylebone. Auch John heiratete wieder. Er ließ sich mit Yoko Ono am 20. März in Gibraltar trauen. Im Anschluß daran hielten sie eine Demonstration für den Frieden ab, aber auf ganz eigene Art: sie veranstalteten im Amsterdamer Hilton ein siebentägiges „Bed-in“, bei dem die Weltpresse ausreichend Gelegenheit bekam, Einblick ins Privatleben der Jungvermählten zu nehmen.
Am 12. April erschien die Single Get Back und nur einen Monat später bereits die nächste, The Bailad Of John And Yoko. Die Popwelt registrierte die kurze zeitliche Abfolge mit Staunen und reagierte prompt mit neuen Trennungsgerüchten, zumal gleichzeitig Soloplatten von John und George erschienen waren. Und so war es auch in dieser Hinsicht bezeichnend, daß Ringo Starr stellvertretend für die Gruppe den Ivor Novello für Hey Jude entgegengenommen hatte.
Die Fans drehen durch: Ist Paul tatsächlich tot?
In konsequenter Weise vollzog sich in den nächsten Monaten die Auflösung der Gruppe. John Lennon gab am 1. Juli 1969 vor einflußreichen Presseleuten bekannt, daß am nächsten Tag die erste Single seiner neuen Formation The Plastic Ono Band erscheinen werde. Zwar sagte er nicht, daß dies gleichzeitig auch das Ende der Beatles bedeute, aber für ihn sei die Arbeit mit der neuen Band wichtiger. Ebenfalls plane er Konzerte mit ihr in allernächster Zukunft. Am 13. September fand bereits das erste statt. In Toronto trat die Plastic Ono Band vor 20000 Zuschauern bei einer Rock’n’Roll Revival Show auf und spielte in folgender Besetzung: John Lennon, Gesang und Gitarre, Yoko Ono, Gesang und Tamburin, Eric Clapton, Sologitarre, Klaus Voormann, Baß, und Alan White, Schlagzeug.
Der 26. September allerdings schien alle Trennungsgerüchte zu widerlegen, die LP Abbey Road wurde veröffentlicht. Sie ist, mit Ausnahme der ersten beiden LPs der Gruppe, dasjenige Album, das in der kürzesten Zeit produziert worden ist. Abbey Road ist wohl in der Hauptsache ein Werk Paul McCartneys und wurde, aus bisher wenig geklärten Gründen, von vielen eingefleischten Beatles-Fans als Beweis dafür angesehen, daß ihr Liebling Paul seit November 1966 tot sei. Aus vielen versteckten, ins beinah Mystische enthobenen Indizien will man das aus der Musik und der Plattenhülle herausgehört bzw. gelesen haben. Selbst als Paul vor Reportern ironisch auf Mark Twain anspielend erklärte: „Die Gerüchte über meinen Tod sind völlig übertrieben“ und ihnen zum Beweis einen Eimer Wasser über die Köpfe schüttete, wollten sie nicht verstummen.
Die Band fällt auseinander. Alle vier Pilzköpfe kümmern sich mehr und mehr um ihre Solokarriere
In den Monaten Oktober bis Dezember gingen sie wieder ihren Soloambitionen nach. Zum erstenmal entschloß sich auch Ringo Starr, eine LP alleine zu machen. Er nahm seine Sentimental Journey auf. Am 24. Oktober kam die zweite Single der Plstic Ono Band mit dem Titel Cold Turkey heraus. George trat unterdessen am 2. Dezember zusammen mit Delaney and Bonnie in Bristol auf.
Auch die Jahreswende 1969/70 brachte keine Änderung in den abgekühlten Beziehungen der Gruppe zueinander. Nun begann auch Paul an seiner ersten Solo-LP zu arbeiten, während Ringo in den ersten drei Monaten des Jahres 1970 allein siebenmal im britischen Fernsehen auftrat. John bediente sich ebenfalls des Mediums Fernsehen, um zu versuchen, seine Plastic Ono Band und die politische Botschaft in ihren Liedern populärer zu machen – er gab am 12. Dezember ein kurzes Gastspiel in der wöchentlichen Hitparadensendung Top Of The Pops.
Das eigentliche Auseinanderbrechen der Beatles vollzog sich innerhalb weniger Wochen. Zwar erschien am 6. März noch die gemeinsame Single Let It Be, jedoch bereits einen Monat später, am 10. April, gab Paul unzweideutig bekannt, daß er nicht mehr mit den Beatles zusammenspielen werde. Für ihn hätten die Beatles aufgehört zu existieren. Wie zur Bestätigung dieser Verlautbarung kam eine Woche später seine erste Solo-LP auf den Markt. Johns knapper Kommentar dazu konnte abweisender nicht sein: „Rubbish!“ (Mist). Als letzter gemeinsamer Abgesang wurde am 8. Mai die langerwartete LP Let It Be veröffentlicht, die im wesentlichen von dem amerikanischen Produzenten Phil Spector aus dem kilometerlangen Bandmaterial, das bei bei den Filmaufnahmen angefallen war, zusammengestellt worden war. Das von Paul bewußt und überraschend vorgezogene Erscheinungsdatum seiner ersten Solo-LP – Ringo versucht ihn übrigens kurz vorher noch zu überreden, damit zu warten – behinderte recht beträchtlich die Verkäufe von Let It Be. Auch die Premiere des gleichnamigen Films über die Entstehung dieses Albums am 20. Mai konnte daran nicht mehr viel ändern. Wenn es auch nicht von grundlegender Bedeutung ist, an welchem Tag genau die Beatles als Gruppe offiziell aufgehört haben zu bestehen, so mag es doch vielleicht aus historisch-chronologischer Sicht interessant sein,sich auf ein bestimmtes Datum zu einigen, an dem der endgültige Schlußstrich gezogen worden ist. Dieses Datum könnte der 2o.Mai 1970 gewesen sein. © Bastei/Lübbe Verlag
SGT. PEPPER ‚S LONEL Y HEAR TS CL ÜB BAND
Die erste LP, die ausschließlich als Studioproduktion gedacht war, ohne Rücksichtnahme auf spätere, mögliche Live-Auftritte. Sie entstand während einer Zeit, in der John, wie er später zugab, unter starkem LSD-Einfluß stand: „Es zerstörte mein Ego. Ich glaubte, nichts mehr tun zu können.“
Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band Die Aufnahmen zum späteren ersten Titel begannen am 1. Februar 1967. Paul sang, die Chorstimmen kamen von John und George. Der Bläsersatz wurde von vier Session-Musikern gespielt, die Publikumsgeräusche entlieh George Martin dem EMI-Geräuscharchiv.
Über die Entstehung gibt es eine Stellungnahme Pauls: „Ich grübelte einfach nach hübschen Worten wie Unteroffizier, Pfeffer oder Club der einsamen Herzen, und beide Begriffe kamen mir ohne besonderen Grund zur gleichen Zeit in den Sinn. Sgt. Peppers Band ist eine richtige Blaskapelle, aber zugleich auch eine Rockband, weil sie diesen Anflug von San Francisco hat.“
with A Linie Help From My Friends Aufnahmebeginn: 20. März 1967 Dieser Song hatte lange Zeit den Titel Bad Finger Boogie. Sie begannen mit der Arbeit daran an dem Tag, an dem sie zur Fotositzung für die Plattenhülle fahren wollten. Ringo, der Leadsänger, wurde begleitet von John und Paul, die zum Teil in einer Art Wechselgesang antworteten. Am Klavier Paul, an der Leadgitarre George, der auch eigentlich Ringo an den Drums aushalf. George Martin verband den vorhergehenden Titel, in dem Ringo als ,3Uly Shears“ angekündigt wurde, mit diesem Stück durch eine Hammondorgelüberleitung. Ringos Kommentar war offen und ehrlich: „Sie wissen ja, daß ich kein aufregender Sänger bin, weil mein Tonumfang recht bescheiden ist. Deshalb schreiben die Burschen für mich Songs, die schön tief und nicht schwierig zu singen sind.“ Joe Cockers Version zwei Jahre später war um einiges besser.
Lucy In The Sky With Diamonds Aufnahmebeginn: 2. März 1967 Leadstimme John, Chorgesang Paul und George, Hammondorgel-Intro von Paul, der sich zu diesem Titel wie folgt äußerte: „Komisch ist das mit dem Lied. Die Leute kamen daher und sagten pfiffig, ,jaja, versteh’n schon, L-S-D!‘ Und es war ja auch gerade die Zeit, als die Zeitungen über LSD schrieben, aber daran haben wir nicht gedacht. Wie war’s wirklich? Johns Sohn Julian hatte in der Schule ein Bild gemalt und brachte es mit nach Hause. Ein Mädchen mit Vornamen Lucy ging mit Julian in die gleiche Schule. „Was’n das?‘ fragte John und Julian meinte: ,Lucy am Himmel mit Diamanten.'“
Being For The Beneftt OfMr. Kite Aufnahmebeginn: 17. Februar 1967 Gesang John, Gitarrensolo Paul, Mundharmonika Ringo, George, Neil Aspinall (der zweite Roadmanager) und Mal Evans. Man wollte dem Lied eine Zirkus- oder Kinnesatmosphäre geben. Um diese Stimmung noch zu vertiefen, hatte John vor, eine alte Dampforgel einzusetzen. Leider war in ganz England keine mehr aufzutreiben, die mit der Hand bedient werden konnte. Es gab nur noch Dampforgeln, die nach vorgestanzten Scheiben spielten. Um dem Wunsch Johns einigermaßen gerecht zu werden, spielte George Martin diesen Teil auf der Hammondorgel. Außerdem baute er noch einige zusätzliche Soundeffekte mit ein. Er spielte z.B. die schon aufgenommenen Teile rückwärts ab, verlangsamte sie und mixte Pfeiftöne hinzu, die er auf Flaschen erzeugte. Diese Mischung war es dann, die vor Johns Ohren Gnade fand.
Paul erlöste die Öffentlichkeit von ihren Mutmaßungen über den surrealistischen Text: „Bei John hängt dieses alte Zirkusplakat, wo oben draufsteht: ,Die Truppe Pablo Fanques präsentiert die Hendersons zugunsten von Herrn Kite.‘ Herrlich absurd, das Ganze. Das konnte man nicht erfinden.“
ADayln The Life Aufnahmebeginn: 19. Januar 1967 Ursprünglich waren es zwei Songs, aber da Johns Stück keinen Mittelteil und das von Paul keinen Anfang hatte, verschmolz man beide Fragmente zu einem Ganzen. Der erste Teil wurde von John gesungen, der zweite von Paul un der dritte wieder von John.
Über diesen Titel wurde bereits lange vor der Fertigstellung sehr viel in der Presse geschrieben, denn es war durchgesickert, daß die Beatles für diese Produktion ein 41 Mann starkes Orchester engagiert hatten. Am 10. Februar wurden die zwei Streicherparts aufgenommen, die die Verbindung zwischen den drei Teilen darstellten. John spielte die Gitarrenpassage zu Beginn, während ein Weckerrasseln Pauls Mittelteil einläutete. Der mächtige Schlußakkord, oft als Zuschlag eines Sarkophargdeckels interpretiert, wurde von Ringo, Paul, Mal und John auf dem Klavier und von George Martin auf dem Harmonium gespielt. Er dauert 42 Sekunden. Ein letzter spleeniger Gag: Auf die sonst tote Auslaufrille wurde ein skurriles Gelächter und unverständliches Gekrächze überspielt, das nur hörbar wird, wenn die Platte auf einem Gerät ohne automatische Endabschaltung abgespielt wird. Die undefinierbaren Geräusche lauteten im Klartext: „Thank you for listening. That’s all for now. Please come to our next LP.“ (Danke fürs Zuhören. Das ist alles für heute. Bitte kommt auch zu unserer nächsten LP.) Dieser Titel wurde von der BBC nicht gespielt, weil man der Ansicht war, es stelle einen Mann dar, der im LSD-Rausch ist. John schrieb über den Entstehungsprozeß: „Ich saß am Klavier und schrieb an diesem Lied, die Daily Mail auf dem Notenständer, und ich hatte, ,News in Kürze‘ aufgeschlagen. Da gab es einen Absatz über 4000 Höhlen, die man in Blackburn, Lancashire, entdeckt hatte. Als wir im Studio waren und es aufnehmen wollten, fehlte immer noch ein Wort. Ich hatte im Gefühl, daß die Zeile irgendwie lauten mußte: .Jetzt weiß man endlich, wie viele Höhlen man braucht, um die Albert Hall zu füllen.‘ Natürlich war’s ein Blödelvers, aber aus irgendeinem Grund fiel mir das Wort .füllen‘ nicht ein. Was hatten die Höhlen in der Albert Hall zu schaffen? Terry Doran (ein Apple-Mitarbeiter, Anmerk. d. Verf.) war’s dann, der die Albert Hall damit füllen wollte.“
Aus der Sicht George Martins stellte sich die Arbeit an der LP, die von vielen als kreativer Höhepunkt in der Musik der Beatles angesehen wurde, wie folgt dar: „Sgt. Pepper war wohl in der Hauptsache das Werk Pauls. John steuerte lediglich drei Songs bei, nämlich Mr. Kite, Lucy und Good Moming. Nichtsdestoweniger entstanden gerade die beiden stärksten Titel With A Linie Help und A Day In The Life in Gemeinschaftsarbeit. „
Dies war die aufwendigste Produktion der Beatles. Für jeden Titel war fast eine Woche Aufnahmezeit nötig. Dadurch stiegen die Kosten auf die für damalige Verhältnisse astronomische Summe von über L 40000 (1967 etwa DM 330000).
In der Relation ebenso teuer war das Plattencover von Sgt. Pepper, das in Entwurf und Ausstattung neue Maßstäbe im Popgeschäft setzen sollte. Viele Spekulationen gab es über den Symbolgehalt des Titelbildes, verursacht durch das grabähnliche Blumenarrangement und die üppig wuchernden Cannabis-Pflanzen.
Schon sechs Wochen vor Erscheinen waren über mehrere englische und amerikanische Radiostationen Teile der Langspielplatte gesendet worden. Und so herrschte bei der offiziellen Veröffentlichung in beiden Ländern eine erwartungsvolle Spannung, die sich in einem gewaltigen Ansturm auf die Plattenläden löste. Innerhalb von zwei Wochen verkaufte sich die LP allein in England über 250000mal, in den USA waren es innerhalb einer Woche bereits über eine Million Stück. Ursprünglich war sie als Doppel-LP geplant. Das Projekt wurde aber aus finanziellen Gründen von der EMI abgeblasen.