Bataclan-Überlebender zu Jesse Hughes: „Deine Dummheit ist gefährlich“


Der Eagles-Of-Death-Metal-Frontmann spekuliert in Interviews wild über die Hintergründe der Anschläge in Paris. Die Fans reagieren enttäuscht.

Jesse Hughes von den Eagles Of Death Metal muss viel Kritik für seine Aussagen zu den Terroranschlägen in Paris im November 2015 einstecken. Die Band hatte an dem Abend im Bataclan gespielt, als mehrere Terroristen den Konzertsaal stürmten und 89 Menschen töteten, darunter Fans, ein Crew-Mitglied der Band und mehrere Mitarbeiter der Location.

Der Sänger der Eagles Of Death Metal trat nur kurz nach den Anschlägen in die Öffentlichkeit und eckt seither mit kontroversen Behauptungen und haltlosen Mutmaßungen an. Zunächst kritisierte er das viel zu strenge Waffengesetz in Frankreich. Jesse Hughes glaubt nämlich, es hätte weniger Opfer gegeben, wenn alle Waffen bei sich tragen dürften.

Richtig wild wurde es aber, als er behauptete, dass die Bataclan-Mitarbeiter eingeweiht gewesen seien und daher einige von ihnen an dem Abend des Anschlags nicht vor Ort waren. Des Weiteren glaubt Jesse Hughes, auf den Straßen von Paris „Muslime tanzen gesehen zu haben“, die somit auch eingeweiht gewesen sein müssten.

Zwei Festivals sagten bereits Auftritte der Band ab

Während Fans der Band sich schockiert zeigten über solche Aussagen, reagierten zwei französische Festivals bereits mit einer Absage der Auftritte der Eagles Of Death Metal. Die Band wird dieses Jahre weder beim „Rock en Seine“ in Paris noch beim „Le Cabaret Vert“ im Norden Frankreichs auftreten.

Ein Überlebender namens Tony Scott verfasste einen Text über seine Gedanken zu dem Abend bei „Louder Than War“ und zitierte eine Songzeile, die so oft gesungen wurde und in dem Zusammenhang eine reale Bedeutung erhält: „Please don’t put your life in the hands of a rock ’n‘ roll band.“

Ein weiterer Besucher des verhängnisvollen Konzerts, Ismael El Iraki, veröffentlichte seine Gedanken auf Facebook, die nun in der britischen Tageszeitung „The Guardian“ übernommen wurden. Er bezieht sich darin auf ein Interview von Jesse Hughes mit dem „Taki Magazine“, das er als besonders schlimm empfindet.

„Du hast bewiesen, dass deine Dummheit verdammt gefährlich ist“

Der Text des offenen Briefes im Original: „I love your [band’s] music, your concerts mostly (such fun, wild shows) and man, I never thought that you would become one of those spreaders of fear. Fox News, Trump, all those guys. You always felt like a maverick, a rebel: we now know that you are not. We (and by that I mean the rebels, the mavericks, the rock crowd) always loved and defended you because you were a lovable fool and kind of a dumb fuck, like the Three Stooges or Tex Avery’s wolf. You now proved your stupidity to be fucking dangerous“, schreibt Ismael El Iraki und man spürt regelrecht sein Bedauern und die Enttäuschung.

Der Autor des Textes ist selbst Muslim und rügt Jesse Hughes dafür, dass er von einer Verschwörung aller Muslime redet. Er fügt hinzu: „As I said I live and breathe rock ‘n’ roll, and I could not look more Muslim if I tried. But apparently, the big bad Muslim conspiracy missed me. Damn, they forgot to warn me. They also forgot to warn Djamila, and all the other Arabs who got shot and killed that very night. They forgot to warn my fellow Moroccan Amin, who was shot that very night.“

Nicht die Religion ist das Problem, sondern der Mensch

Wie auch Rapper PA Sports, findet Ismael El Iraki, dass der Mensch an sich das Problem sei, nicht die Religion: „You say Islam is the problem. I say: “All you fucking bigots and your fairytale shit stories are the problem. Racism and refusal to recognize one another as complex (more complex than ethnicity or race can explain) human beings is the problem. Reducing others to what you think you know is the problem.“

Zum Schluss bittet Jesse Hughes zm eigentlichen Geist des Rock’n’Rolls zurückzukehren: „Just come back to the real spirit of rock ‘n’ roll, which is that a good rock show should make you wanna fuck or fight. Not rally a nasty conservative politician.“ Lest hier den kompletten Text von Ismael El Iraki.