Barenaked Ladies


WAS FÜR EINE ART SHOW WAR DAS DENN? DIESE FRAge stellten sich die fast 800 Zuschauer im Hamburger Grünspan nach dem einzigen Deutschland-Gig der kanadischen Barenaked Ladies-zu Recht. Denn was zuvor auf der Bühne entfacht worden war, sprengte den normalen Rahmen eines schlichten Konzertes. Aber der Reihe nach. Der exzellente Ruf der Ladies, der spätestens seit ihrem Nummer-1-Hit „One Week“ auch weltweit zu hören ist, kommt bei uns nur langsam an. Bis dato blieben sie ein rein amerikanisches Massen-Phänomen. Ihre Musik ist nicht spektakulär, und die Typen sind Durchschnittsmenschen wie du und ich. Keine Starallüren, keine Limousinen oder Drogenhorrorstories. Dementsprechend gehen sie im Allerlei anderer Veröffentlichungen unter. Die einzigen Komponenten, die sie aus diesem Dasein befreien könnten, sind eine große TV-Show oder Tourneen. Also entern die Ladies die Bühne mit dem beruhigenden Wissen, den Laden in einen Hexenkessel verwandeln zu können. Doch anfangs wirken die Zuschauer eher etwas erschlagen, denn was auf Platte als netter, eingängiger Pop rüberkommt, wird dank der enormen Präsenz der Band zu einer Keule. Hey, die Ladies können richtig rocken – und suchen von der ersten Note an den Kontakt zum Publikum. So drücken die beiden Sänger Ed Robertson und Steven Page einem verdatterten Ordner ein Gitarrenpick in die Hand und lassen ihn in die Saiten hauen – das Ganze endet in einer Spaßrockversion von „Rock You Like A Hurricane“ – verstohlenes Grinsen ob des gelungenen Coups inklusive. Überhaupt büßt die Formation mit ihrer charmant bösartigen Show ihren nette-Jungen-Touch weitgehend ein – der ganz normale Wahnsinn einer gut geölten Unterhaltungsmaschinerie. Wenn Page plötzlich Lloyd-Webbers „Memories“ intoniert oder die Band in eine völlig losgelöste Jamsession verfällt, gerät die Halle zum Tollhaus. Da schwuchteln Tyler und Steven genüßlich „The Boy Is Mine“, um im nächsten Moment vom menschlichen Drumcomputer Ed zu „Gettin‘ Jiggie“ getrieben zu werden. Höchstwertung für diese Höchstleistung.