BAP München, Tollwood


Alle em Lot: BAP und Fans, selig vereint unter dem Zeltdach der Münchener Alternativ-Kirmes Tollwood.

Früher mal, vor 20 Jahren, waren BAP und die bundesdeutsche Jugendkultur so ziemlich deckungsgleich. Zumindest insoweit es sich bei denen, die zu spät für die 60er und zu früh für die 90er Jahre kamen, nicht um Punks oder Popper handelte. Die friedensbewegte Generation Golf hörte BAP, Joan Armatrading. Beatlesstonesdylan; um Pop schlug sie lieber einen misstrauischen Bogen. So viel anders ist das BAP-Publikum heute, zwei Dekaden und jede Menge Popsensationen später, nicht. Die rund Zweitausend setzen sich zusammen aus 20-jährigen Studenten sowie 50-jährigen Lehrern, jungen Angestellten sowie kulturbeflissenen Abnehmern der SZ-Romanbibliothek – die nicht mehr ganz so schweigsame Mehrheit also, gemäßigt linksliberale Gutmenschen allesamt. Niedecken und seine zum Quartett geschrumpfte Band geben dem Affen Zucker, routiniert und mit sicherer Hand für Timing und Dramatik. Zwar müssen alle Beteiligten zunächst mal durch die neuen Lieder des SONX-Albums („Jedenfalls vermess“. „Unger Krahnebäume“, „Wie, wo un wann?“!, zwischendurch aberwärmen Seelenfutter wie die eingekölschte Dylan-Hymne „Like A Rolling Stone“ „Wie ne Steen“] und Bewährtes aus Niedeckens Liederfibel („Alexandra“, „Do kanns zaubere‘.'“Kristallnaach“] die Herzen. Bonbon für Rockhistoriker: Für Lennons „Working Class Hero“ kommt Honoratior Klaus Voormann auf die Bühne und zupft den Bass, den er ja seinerzeit höchstselbst für Beatle John einspielte. Im fast einstündigen Zugabenblock dann die Partydröhnung, natürlich „Verdamp lang her“, der „Waschsalon“, der gute alte „Wellenreiter“. Gutes Konzert, gute Band, gut gelauntes Publikum. Nur-mit Popkultur hat das alles schon lange nichts mehr zu tun. Aber: Hatte es das je? Und ist es deshalb schlecht?