BAP


Ein FEST sollte es werden, eine Jubiläumsorgie, in Kölle, zusammen mit kölschen Originalen wie Zeltinger und den Black Fööss. Zehn Jahre BAP hieß das Motto, und 25.000 harrten geduldig der Dinge. Omas mit Enkeln, Vater mit Sohn, Freund und Freundin, bunt und volkstümlich gemischt. Zeltinger machte den Anfang, legte sich mächtig ins Zeug und konnte zumindest den lokalpatriotischen Anhang mobiliseren. Die Black Fööss machten ihrem Ruf als a capella-Artisten alle Ehre, erwiesen sich aber ansonsten als leichtgewichtige Unterhaltungskapelle.

Dann ein paar kernige Sprüche des Ansagers, und alles stand auf den Beinen. Natürlich ein Heimspiel, gute Stimmung, aber eigentlich hatte ich mehr erwartet. Es war zunächst einmal ein BAP-Gig wie jeder andere auch.

Doch plötzlich standen Gäste auf der Bühne. Er freute sich, so Niedecken, seine alten Freunde von Schröder begrüßen zu dürfen. Nach zwei kurzen Kostproben machten sie die Bühne wieder frei – und BAP machten Zunder. Effendi dominierte mit einem melodischen Klangteppich. Der Sound war prächtig, das Programm ausgeglichen: Neues wechselte mit Altbekanntem, mal schnell, mal soft.

Dem Pionier des deutschsprachigen Rocks widmete BAP den nächsten Song: Udo Lindenberg. Sie intonierten den Cello-Song – und mittendrin stand er selbst auf der Bühne. Doch der Höhepunkt stand noch bevor: Die Scorpions stürmten in bewährter Manier die Bühne und rockten los. Die obligatorische Rockballade sah natürlich die obligatorischen Feuerzeuge. Die Menschenmassen vor der Bühne wogten. Vier Stunden stehen sie nun schon auf dieser Bühne, doch BAP haben noch ein Geschenk: Joe Cocker. Mit krächzender Stimme schickt er die Fans, die so lange ausgeharrt hatten, satt und zufrieden nach Hause. Dieser Jubeltag, er war anders. Nicht nur wegen der Gäste. Das Auftreten der Band ist anders geworden. Niedecken hat seine Monologe gekürzt. Die politische Aussage beschränkte sich auf das Verlesen eines Briefes der deutsch-chinesischen Gesellschaft, die Ereignisse in Peking betreffend. Die Klasse der Band ist gewachsen, doch das BAP-Fieber der ersten Jahre ist gesunken: Auf der Uni-Wiese traf sich eine in Jahren zusammengewachsene, zufriedene BAP-Familie.