Popkolumne, Folge 39

Bands zum Gruseln, Stephen-King-Verfilmungen für die Tonne – Die Halloween-Popwoche im Überblick


In unserer Popkolumne präsentiert Linus Volkmann im Wechsel mit Julia Lorenz die High- und Lowlights der Woche. Welche Künstler, welche Filme, welche Geister lohnen sich (nicht) – und was war sonst noch so los? Die neue Folge zur KW 44 beginnt mit einem Überraschungs-Penis und führt über Stephen King zum letztgültigen Schwedenrockhorror der Nuller Jahre, zu Mando Diao. Andere zahlen viel Geld für die Geisterbahn, wir machen sie umsonst für Euch auf.

LOGBUCH: KALENDERWOCHE 44/2019

Für musikexpress.de mache ich ein Interview. Via Skype. Als das Bild erscheint, bin ich verbunden mit Daniela Reis und Ente Schulz, die zusammen als Ducks on Drugs Musik machen. Als Begrüßungs-Gimmick zeigt Ente nicht sein Gesicht, sondern als Reminiszenz auf das legendäre und auf YouTube gesperrte Schnipo-Schranke-Video „Pisse“ sein Glied.
„Öh, ok… Hallo auch von meiner Seite!“ Mehr fällt mir da auch nicht ein.

Besoffene Masterstudenten und The Strokes: Die Popwoche im Überblick

Tja, man muss als Musikjournalist heutzutage wirklich hart im Nehmen sein. Alles weitere über Ducks on Drugs und den Verbleib von Schnipo Schranke nächste Woche auf dieser Webseite. Stay tuned!

Da hatte er sich schon wieder gesetzt. Schade!

KONZERT DER WOCHE: MAULGRUPPE

Wer bei biestigem und vor allem auch einflussreichen Deutschpunk noch immer an Oma Hans oder Kommando Sonne-Nmilch denkt, sollte nicht vergessen, dass Jens Rachut schon wieder vier Bands weiter ist. Agiler sein als der eigene Fame – sowas nimmt man auf den Pophochschulen des Landes höchstens mal bei den ultimativen „No Gos“ durch. Der Dauerbrenner Rachut leistet sich das auch noch im fortgeschrittenen Alter. Seine jüngste Inkarnation nennt sich Maulgruppe und reichert das eindrucksvolle Gesamtwerk um eine düstere New-Wave-Episode an. Gleichsam wandel- wie unbeirrbar. Die Woche in Köln unterwegs gewesen (sowie diesen Freitag, 1.11., noch in Bremen, Lila Eule).

Foto: Felix Scharlau

ALLES UMSONST: PRINZ PI

Bevor ich es vergesse: Jägermeister hat sich für eine Marken-Koop den Gentrifizierungs-Rapper Prinz Pi vom absteigenden Ast gefischt. Oder wie ich es in Anlehnung an ein beliebtes Erich-Kästner-Bonmot sagen möchte:

„Was immer auch geschieht, nie sollt ihr so tief sinken, von dem Kräuterlikör, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“

Und ich darf so einen Diss aussprechen. Schließlich habe ich der genannten Firma über die Jahre durch mein privates Engagement am Tresen mehrere neue Fabriken finanziert. Ehrenamtlich, versteht sich! Aber bei dem Wort „Ehre“ schaltet Prinz Pi ja eh ab. Wie man auch in diesem Clip sehen kann:

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

STEPHEN KINGS DER WOCHE

Woran liegt es eigentlich, dass der Name Stephen King mittlerweile (und zu recht) sogar im Feuilleton ehrfurchtsvoll ausgesprochen wird, man ihn allerdings bei Verfilmungen eher als Warnung versteht?

Filmtipps zum Gruseln: Das sind die (bisher) besten Horrorfilme 2019

Und ja, ich habe die neuen „Es“-Dinger gesehen, und nein, sie sind einfach nicht gut. Nichts weiter als formatierter Discount-Horror für die große Leinwand – wirklich ohne jede Finesse abseits der schnell enervierenden „Jump Scares“, wenn alle paar Minuten schon wieder mit Paukenschlag ein Monster hinter der Ecke hervorkommt.

Auf Netflix steht jetzt „Im hohen Gras“ – basierend auf einem Roman von Stephen King. Kann ja mal wieder nichts sein, geguckt habe ich es trotzdem. Fazit: ganz schlimmer Film, redundant wie eine Folge „Teletubbies“, alles im Halbdunkel, leblose Figuren – die letzte Dreiviertelstunde habe ich mir bloß noch als Selbstbestrafung gegeben. Aber wer Spannung hasst und auch auf einen interessanten Plot verzichten kann, der soll in dieses Kleinod aus der Stephen-King-Trashverfilmungs-Schublade halt ruhig mal reinschauen.
Mein Lieblings-Stephen-King ist momentan eh bloß dieser tolle Song von Thees Uhlmann über ihn, „Danke für die Angst“.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

https://www.youtube.com/watch?v=LbcPpGE4rsU

HALLOWEEN: TREEHOUSE OF HORROR

Gespenster finde ich mehr als aufregend – und die oft beklagte Amerikanisierung des deutschen Feiertags-Kalenders schreckt mich ehrlich gesagt überhaupt nicht ab. Von mir aus kann Halloween also weiterhin durchgewunken werden. Das einzige, was mich bezüglich des verordneten Kürbis-Flashmobs richtig triggert, ist, wenn ich versehentlich auf Pro7 in einen „Treehouse of Horror“-Marathon stolpere! Halbes Dutzend Simpsons-Halloween-Folgen am Stück? Das ist wie eine Heizung von innen. In der neuesten Staffel nun das 30. Mal „Treehouse of Horror“, insgesamt Simpsons-Folge 666. In der Mini-Episode „Danger Things“ wird Lisa Simpson darin zu Eleven. Um das hierzulande zeitgleich zu sehen, muss man allerdings auf amerikanisches TV zugreifen können. Sonst bleibt nichts, als sich noch diverse Monde zu gedulden.

MEME DER WOCHE

VIDEO DER WOCHE: Vandalismus formerly known as Destroy Degenhardt

Die letzte Platte des Düsseldorfer Emo-Maskenrappers Destroy Degenhardt habe ich vor fast genau zwei Jahren für den Musikexpress besprochen. Unglaublich düsteres Storytelling – ist mir sehr im Gedächtnis geblieben. Was wurde eigentlich aus dem?

Kann ich Euch sagen: Vor lauter Untergrundzugehörigkeit hat der Vogel sich schon wieder umbenannt (vgl. Bandkarriere von Jens Rachut). Haha, na, da freut sich das Label sicher, das mühsam seinen vorigen Namen vor zwei Jahren ins Bild gehievt hat. Mein Service daher: Destroy Degenhardt heißt jetzt Vandalismus und klingt 2019 so:

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

VERHASSTER KLASSIKER: MANDO DIAO

Mando Diao
„Ode To Ochrasy“
(VÖ 25.08.2006)

Wenn eine Gruppe von gut angezogenen Schweden länger als 15 Minuten in der Nichtraucherecke zusammensteht, muss eine Band gegründet werden. Alte schwedische Tradition, die auch von EU-Recht nicht gebrochen werden konnte. Bei Mando Diao hätte man aber wirklich mal eine Ausnahme machen sollen.

Diese überstilisierte Band der sterilen Rock-Posen hat dem Genre „arrogante Gitarren-Ottos mit halbgutem Songwriting“ jedenfalls überhaupt nicht gut getan. So kam es, wie es kommen musste, und eine ganze Generation von nachwachsenden Rockspießern hielt diesen kalkulierten Hochglanz-Schmutz, der letztlich nur so räudig ist wie Tiffy aus der Sesamstraße, für die Gitarren-Essenz des jungen Jahrtausends.

Mando Diao :: Bang

Mando Diao und ihr Durchbruchsalbum „Ode To Ochrasy“: laute wie leblose Abziehbilder für die Rock-am-Ring-Bühnen und mittelmäßig betrunkene Grillfeste der Nuller Jahre. Einziger Trost: Dieser bis heute existierende Betriebsunfall in Rock ist mittlerweile selbst den meisten seiner Mitglieder zu öde geworden. Viele haben sich verabschiedet über die Jahre. Vielleicht kommt „Mastermind“ (lies: Patient Alpha) Björn Dixgard zur Besinnung, wenn er demnächst bald ganz alleine im (natürlich aufgeräumten) Proberaum steht.

Alter, es ist vorbei, lass endlich los! Ihr wart wie Klingeltöne, Bubble Tea oder Mini-Discs – nur ein Irrtum eurer Zeit.

– Linus Volkmann („Musikjournalist“)

Xavier Naidoos Antisemit-Urteil, Conceptronica und Aquas „Barbie Girl“: Die Popwoche im Überblick

Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte von Julia Lorenz und Linus Volkmann im Überblick.

Fox