An einem der seltenen regnerischen Abende in Hollywood stehen die Leute in langen Schlangen vor dem Palladium. Der Regen tropft von Minirökken, rinnt an Pfennigabsätzen hinab und ruiniert kunstvoll aufgetürmte Bienenkorb-Frisuren. Der plüschige Ballroom entspricht heute abend in seiner schäbigen Eleganz voll und ganz dem Flair von Kids, die sich mit den Kleidern ihrer Eltern aufgedonnert haben. Es ist rappelvoll. Die bunte Menge steht so eng zusammengepreßt, daß die feuchten Körper schon bei den ersten Takten der Musik anfangen zu dampfen. Der Laden dunstet wie eine chinesische Wascherei. Zwei Bläser kommen auf die Bühne, gefolgt von den B 52s, die jubelnd begrüßt werden. Der Set beginnt – der Stimmung angemessen mit „Party Out Of Bounds“. Alle, alle tanzen wie die Verrückten, und nicht nur wie sonst die ersten Reihen. Die Leute vorne drohen jetzt schon zu ersticken, es ist der reine Wahnsinn. Es geht zu wie bei einer automatisierten Hausfrauenparty in einer amerikanischen Irrenanstalt. Es gibt nur wenige Bands, die amerikanischer sind als die B 52s. Die Texte, unmodisch, anti-literarisch, kommen jammernd mit nasalem Akzent wie durch ein Kaugummipolster über die Rampe. Die Sänger arbeiten großartig zusammen, auf eine fast kindliche Art hypnotisch. Sie spielen das schöne, lauernde „Loveland“ von der jüngsten EP, zwei ganz neue Songs, produzieren mit „Mesopotamia“ wieder die kindhafte Verknüpfung vonErnstundSpaß, die sie für sich kultiviert haben und dann .Planet Ciaire“, mit dem sie zu .einer Auswahl aus unserem ersten Album“ ansetzen, was die Menge in ihrem Begeisterungstaumel nur noch steigert. .Dance This Mess Around“, die Party ist zuende – bis auf die wohlverdienten Zugaben; das auf brillante Art lächerliche .Rock Lobster* und .Private Idaho“, definitiv die beiden besten Songs des Abends. Das artsy Image der Band gehört der Vergangenheit an. Das Publikum heute abend war ausschließlich auf zwei Dinge aus: zu tanzen und sich zu amüsieren, wobei sie von den B 52 s aufs beste bedient wurden.
