Warum man auch Aviciis Musik respektieren muss
Seine EDM-Tracks mögen belanglos geklungen haben, aber sie waren für viele, vorrangig junge Menschen sehr bedeutsam. Und sie funktionierten, so wie der verstorbene Avicii selbst es lange Zeit tat.

Selbst als ach so aufgeschlossener Musikhörer jenseits der 30 fällt es einem leicht, die seit Jahren unausweichliche Musik von Avicii nicht zu mögen: Seine EDM-Tracks klangen stets nach dem, was sie waren – nach auf größtmöglichen Charts- und Verkaufserfolg hin angelegte Hochglanzproduktionen, die sich am Baukastenprinzip der Trends bedienten.
„I have just discovered on internet that Avicii died… Now I’m crying… This song was my childhood song… I used to listen it with my friend, Alex. We treated each other like brothers. Unfortunately, he died in a car accident… When I heard that, I immediately started crying. It was the saddest moment of my life. After I stopped crying I putted my headphones on and listened this song, and I remember all the beautiful moments with my friend.“
Ein anderer kommentierte:
„I’m gonna cry because this song really had me in my feelings, and I’m great full for this song, Rest In Peace legend “
Danach:
„I’ve never seen you before, but I grew up on your music …#ByeBrother ??“
Und:
„You changed my childhood, thank you for everything you did! R.I.P. Avicii ???.“
Oder unter dem Video zu seinem Aloe-Blacc-Akustik-Bumper „Wake Me Up“:
„I remember drawing your logo on the walls of my classroom…those will probably stay on in the form of my support for you.“
Und so weiter und so fort: Jedes von Aviciis Videos wurde hundertmillionenfach angesehen und entsprechend oft kommentiert – vor und nach seinem Tod.
Avicii musste stets funktionieren – so wie seine Musik es tut
Woher also die Missgunst? Gönnen kulturelle Besserwisser etwa niemandem den Erfolg? Ist Musik automatisch scheiße, nur weil sie oft verkauft wird oder einen bestimmten Zweck verfolgt?
Und da wir zuvor von Klischees und Vorurteilen sprachen: Einen Hehl aus seiner Technik machte Avicii übrigens nicht. Seine „Live-Sets“ waren allesamt vorprogrammiert, er war, wie so viele so erfolgreiche DJs dieser Tage, im Grunde nur ein Animateur, der ein paar Knöpfchen drückte und dazu die Arme hob. Aber einer der besten und für die Millionen Fans, die jährlich auf EDM-Festivals pilgerten und pilgern, wichtigsten von ihnen.