AutoRip: Amazon will mit kostenlosen MP3s neue Kunden gewinnen


Beim Kauf bestimmter Platten gibt es kostenlos die MP3-Version. Ein letztes Aufbäumen des ehemals größten Musikanbieters?

Kunden des Internet-Versands Amazon erhalten ab sofort beim Kauf bestimmter Tonträger gleichzeitig die Musik in MP3-Form dazu – und das kostenlos. Derzeit sind rund 500.000 CDs und 14.000 Schallplatten im Angebot, die diese als „AutoRip“ bezeichnete Funktion unterstützen. Nach dem Kauf sind die MP3s im Amazon Cloud Player verfügbar und können von dort heruntergeladen und auf PC, Smartphone oder Tablet abgespielt werden. Aber nicht nur neu erworbene Platten, sondern alle Einkäufe seit 1999 werden als digitale Musikdatei bereitgestellt – solange sie Teil des „AutoRip“-Kataloges sind.

Mit seinem neuen Angebot versucht Amazon offenbar, seine Position im Musikmarkt zu stärken – nicht zuletzt gegenüber dem Hauptkonkurrenten Apple. Noch zu Anfang des neuen Jahrtausends war der Internetversand Marktführer beim Vertrieb von Musik, in physischer Form. Diese Vormachtstellung aber verlor Amazon an Apple, die mit dem iTunes Store das Zeitalter der digitalen Musikvermarktung einläuteten. Auch Amazon versuchte es später mit dem Verkauf von MP3s, konnte Apples Vorsprung aber nie aufholen.

„AutoRip“ soll nun die Stärken von Amazon ­– den Verkauf physischer Tonträger – mit den Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts verbinden. Der Kerngedanke: Hier bekommt man mehr (CD und MP3) für sein Geld. Mittelfristig ist das sicher eine weise Entscheidung: Immer noch werden laut Bundesverband Musikindustrie rund 71 Prozent der Einnahmen auf dem Musikmarkt mit dem Verkauf von CDs erreicht. Viele dieser Käufer werden sich über das Angebot von Amazon freuen.

Dennoch ist der digitale Musikmarkt die Zukunft. Die Marktanteile von MP3-Shops und Streaming-Diensten steigen stetig an. In Deutschland wird bereits jeder fünfte Euro mit digitaler Musik verdient. Die neue Generation der Musikkonsumenten wächst auf mit MP3-Playern, Settop-Boxen und Streaming-Clients ­– CD kennen sie nur noch als verstaubte Plastikhüllen im Regal der Eltern. Vor diesem Hintergrund wirkt Amazon mit der Entscheidung, „AutoRip“ einzuführen, wie ein Jockey, der sein altes Rennpferd noch nicht in Rente schicken will und ihm deswegen einen neuen Sattel verpasst – der jetzt auch MP3s abspielen kann.