Aus der Musikexpress-Ausgabe Oktober 1985: Zurück in die Zukunft
Michael J. Fox, Hauptdarsteller aus "Zurück in die Zukunft", wird heute 51 Jahre alt. Wir zeigen Bilder – und blicken in DAS ARCHIV – Rewind mit einer Filmrezension von 1985.
Eine Zeitmaschine, die Rockin Fifties, drei Teenager entdecken die große Liebe… die Zutaten sind allesamt schon x-mal dagewesen und wirken, jede für sich genommen, mehr als ausgelutscht. Daraus heute noch einen Film zu machen, der das Publikum nicht spätestens nach zehn Minuten herzhaft gähnen läßt, scheint schlicht unmöglich. Ist es aber nicht! Vorausgesetzt man hat genügend zündende Ideen, um aus drei alten Geschichten einfach eine neue zu machen…
Und „Zurück In die Zukunft“ ist neu: Regisseur Robert Zemeckis kombiniert Bekanntes und Bewährtes mit einer hinreißenden Story zu einem unglaublich frischen, spannenden und witzigen Film, der alles, was man zu den vermeintlich „ausgelutschten“ Themen schon gesehen hat, im Nu vergessen läßt.
Sein Held Ist der typisch amerikanische Teenager von 1985: Marty McFly, 17, geht mehr oder weniger gern zur Schule, fährt phantastisch Skateboard, spielt ebenso gut Gitarre und freut sich höllisch auf seinen ersten, lange geplanten Wochenend-Ausflug mit Freundin Jennifer.
Trotzdem Ist er kein strahlender Sonnyboy – dafür sorgen schon seine Eltern. Mutter McFly nervt permanent mit gestrigen Moralpredigten und gerät geistig wie körperlich zusehends aus der Form, da sie sich In erster Linie von Wodka ernährt. Nicht ohne Grund: Ihr Mann George Ist eine noch traurigere Figur, ein Schwächling und Kriecher, die klassische Fußmatte.
Einen Tag vor dem großen Dato kommt’s ganz dick. Erst macht ihn ein Pauker zur Sau, dann geht ein Vorspiel-Termin seiner Band In die Binsen – und zu Hause erwartet Marty der endgültige Tiefschlag: Blff Tannen, der großmäulige Vorgesetzte seines Vaters, hat den Wagen der McFlys zu Klump gefahren. Adieu Wochenende, adieu Jennifer.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Martys merkwürdigster Freund, der von der ganzen Stadt gemiedene, als Exzentriker verschrieene Doc Brown, hat Ihn für ein Uhr auf den Parkplatz des Einkaufszentrums bestellt. Brown hat eine Plutonium-getriebene Zeitmaschine entwickelt und will sein Lebenswerk zum ersten Mal testen: Marty soll das Ereignis mit der Video-Kamera festhalten.
Durch die Verkettung unglücklicher Umstände geht aber nicht Doc auf die Zeltreise, sondern Marty. Er landet genau da, wo er gestartet ist, In Hill Valley. Bloß 30 Jahre früher, 1955, 13 Jahre bevor er das Licht der Welt erblickt. Und ausgerechnet zu der Zelt, als sich seine Eltern nach einem Autounfall kennen- und lieben lernten.
Dummerwelse versucht Marty eben diesen Unfall zu verhindern und wird statt seinem (damals gleichaltrigen) Vater – selber angefahren. Mit dem Effekt, daß sich seine Mutter nicht In George, sondern In den Interessanteren Marty McFly verknallt.
Der hat damit gleich zwei schier unlösbare Probleme: Erstens will er, trotz leerem Plutonium-Tank, so schnell wie möglich Ins Jahr 1985 zurückkehren; zweitens muß er sich den stürmischen Avancen seiner Mutter erwehren und noch dazu versuchen, sie mit seinem schüchternen Vater zusammenzubringen, um überhaupt geboren zu werden.
Wie Marty doch noch alles In den Griff bekommt, und was Ihn 1985 erwartet, wird hier natürlich nicht verraten. Nicht bloß der Spannung wegen; die Story Ist auch viel zu verzwickt und überraschend konstruiert, als daß man sie In fünfeinhalb Sätzen zusammenfassen könnte.
Natürlich kann man „Zurück In die Zukunft“ – wie allen Zeitmaschinen-Märchen – in mindestens zehn Punkten hirnsträubende Unlogik vorwerfen; trotzdem wird auch der potenteste Denker zustimmen müssen, daß der Film selbst wissenschaftlich unanfechtbare Argumente zu überflüssigen Haarspaltereien degradiert.
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