Auferstanden: Die New Yorker Streetwear-Brand Noah


Lange Zeit war er der Creative Director des Über-Streetwear-Labels Supreme. 2002 versuchte er sich zu früh an seiner eigenen Brand Noah. Nun ist Archetyp Brendon Babenzien zurück – mit stillem Protest.

Mit Unterbrechungen war Brendon Babenzien über insgesamt 15 Jahre der Creative Director des New Yorker Streetwear-Giganten Supreme. Eine dieser Unterbrechungen widmete er der Gründung seines eigenen Labels, getauft Noah. Sein erster Anlauf 2002 scheiterte nach anderthalb Jahren, Babenzien ging vorerst zurück zu Supreme. Am 15. Oktober nun ließ er wieder von sich hören, von Noah und von seinem neueröffneten, gleichnamigen Laden im belebten New Yorker Shopping-Bezirk Nolita, mitten in Manhattan. Eine teure Gegend, gerade für eine derart kleine Marke. Doch mit Hype im Rücken, mit seiner Geschichte und einer untypischen Haltung dürfte es diesmal klappen für Babenzien.

Gegenüber dem Observer sagte er: „Ich möchte, dass meine Kunden den Gedanken mitnehmen, dass was sie tun wichtiger ist als was sie tragen; dass eigener Stil kraftvoller ist als Mode.“ Er macht damit ein Statement, das im Widerspruch steht zu einer immer präsenter werdenden Haltung unter den Konsumenten von Streetwear. Es geht darum, dass Besitz etwas aus einem macht – das erklärt etwa die langen Schlangen vor den Geschäften seines ehemaligen Arbeitgebers. Es erklärt das Phänomen der re-seller, der Menschen, die modische Raritäten kaufen, um sie unverzüglich zum Vielfachen ihres Listenpreises wiederverkaufen. Eine geldgetriebene Entseelung.

Die Präsenz des Phänomens macht Babenziens Statement so wichtig. Gleichzeitig dürfte es den Kern seines voraussehbaren Erfolgs darstellen. Er ist die Stimme des Protests, wo Protest gänzlich fehlt – und Protest ist schon immer etwas gewesen, das der Jugend gefällt (und damit dem Großteil seiner Zielgruppe). Was den Gedanken unterstützt, ist die scheinbare Neutralität der Entwürfe. Anders als bei Supreme, sind in Noahs Sortiment keine Teile zu finden mit plakativen Aufdrucken. Keine Jacke, die dem Betrachter „fuck fuck fuck fuck …“ entgegen brüllt. Stattdessen designt Babenzien in erster Linie Funktionales: ein wasserfestes T-Shirt etwa oder Merino-gefütterte Cord-Shorts, weil beide Teile einfach Sinn ergeben für seinen allmorgendlichen Zehn-Meilen-Lauf. Das Statement spiegelt sich im Charakter des Trägers, nicht im eigentlichen Kleidungsstück.

Dass Babenzien mit seiner Haltung tatsächlich auf dem richtigen Weg sein könnte, macht eine umfassende Berichterstattung in einschlägigen Medien deutlich. Der wunderbar widersprüchliche Protest gegen den Hype selbst zeigt sich, wenn sich junge Stilikonen in T-Shirts der Brand blicken lassen. Vielleicht ist Noah genau der Widerspruch, der dem eingleisigen Streetwear-Markt fehlt.