„Assassin’s Creed“-Regisseur Kurzel im Interview: „Man kann ja immer noch die Spiele spielen“
Justin Kurzel hat zuletzt „Macbeth“ gedreht. Jetzt hat er mit Michael Fassbender die Videospiel-Reihe „Assassin's Creed“ verfilmt. Und einen der schlimmsten Blockbuster des Jahres abgeliefert. Im Interview verliert er aber nur gute Worte über das Projekt.
Nachdem in den vergangen Jahren Filme wie „Resident Evil“ und „Warcraft“ eindrucksvoll bewiesen haben, dass Videospiel-Adaptionen nicht wirklich auf der Leinwand funktionieren wollen, sollte „Assassin’s Creed“ jetzt das ganz große Ding werden. Regisseur Justin Kurzel hat zuletzt mit Michael Fassbender und Marion Cotillard eine gute „Macbeth“-Neuauflage geschaffen. Jetzt verfilmt das Trio eines der am besten erzählten Spiele. In „Assassin’s Creed“, also dem Videospiel der Firma Ubisoft, wird der Protagonist mittels Technik in die Vergangenheit geschickt. Allerdings nur in seinen Erinnerungen – die Prämisse sieht vor, dass die Erlebnisse unserer Ahnen genetisch abgespeichert sind.
Im Videospiel hat das toll funktioniert. Der Spieler ist in verschiedenen Epochen herumgeklettert und hat als Assassine fiese Templer gemeuchelt. Im Film funktioniert das Konzept schon nach einer guten Stunde nicht mehr: Michael Fassbender spielt einen Arsch, bedeutungsschwangere Reden über das genetische Gedächtnis verlaufen sich ins Leere, weil der Film damit nichts besseres anzufangen weiß, als einen mysteriösen Metallapfel zu jagen, dessen Bedeutung nicht so recht interessieren möchte.
Zwar sieht „Assassin’s Creed“ stellenweise unverschämt hübsch aus, allerdings sind Emotionen und Dramaturgie nur Behauptung. Dazu ist spürbar, dass der Film bereits auf etwaige Fortsetzungen abzielt, deren Erscheinen allerdings unwahrscheinlich ist. Für Fans des Spiels dürfte die Adaption zu weit weg von der Vorlage sein, Franchise-Neulinge werden sich derweil fragen, was der ganze Aufriss überhaupt soll.
Wir haben Regisseur Justin Kurzel in Berlin getroffen. Und nachgefragt, ob er in Gedanken schon die Fortsetzung dreht und was dieser verdammte Apfel nun sollte:
me.Movies: Um gleich mal etwas kritisch zu werden: Im Film jagen alle Parteien dem „Apfel Edens“ nach. Was genau der macht, wurde jetzt allerdings nicht wirklich erklärt…
Justin Kurzel: Der Apfel ist anders als im Spiel. Im Film ist im Apfel die genetische Karte zum freien Willen. Und wenn man ihn findet und öffnet, dann hat man die Fähigkeit, Leuten an freien Entscheidungen oder ihre rebellische Ader zu unterdrücken.
Aha. Im Einsatz hat man den wichtigsten Gegenstand des Films aber nicht gesehen. Es fühlt sich so an, als würde sich der Film für eine Fortsetzung zurückhalten.
Man sieht am Ende des Films, wie der Apfel geöffnet wird und Figuren sprechen darüber, was sie jetzt damit vorhaben. Und zu der Fortsetzung: Wenn die Leute den Film mögen, dann denke ich, dass wir einen weiteren „Assassin’s Creed“ drehen werden. Das Ende ist für weitere Geschichten offen, ja.
Ist es schwer, einen abgeschlossenen Film zu drehen, wenn das Studio oder man selbst schon die Fortsetzung im Hinterkopf hat?
Nein, ich denke „Assassin’s Creed“ ist in sich abgeschlossen. Auch wenn sich durch das Ende noch viele Storylines weiterentwickeln könnten. Aber es gab keinen Druck, direkt eine Fortsetzung aufzubauen. Das Ende fühlte sich auch wie das beste für die Figuren an.
Haben Sie Angst vor verärgerten Fans der Videospiele? Immerhin spielen die Games deutlich mehr in der Vergangenheit des Helden, der Film allerdings zum Großteil in der Gegenwart.
Man kann ja dafür immer noch das Videospiel spielen (lacht). Es ist wichtig, dass man sich das Spiel nicht nur aneignet, sondern auch Unerwartetes und Anderes macht. Ich denke, wir haben eine ganz gute Balance gefunden. Aber Ubisoft und ich zielten immer darauf ab, eine Geschichte hauptsächlich über einen Charakter in der Gegenwart zu erzählen.
War Ubisoft, die ja immerhin auf Videospiele spezialisiert sind, in die Dreharbeiten involviert?
Ja, auf jeden Fall. Ubisoft traten als Produzenten auf. Sie haben auch das komplette Drehbuch entwickelt. Sie waren stark involviert, ohne uns allerdings eine Checklist mit Dingen aus dem Spiel zu geben, die im Film sein sollen.
Außer, dass alle im Film die charakteristischen Hoodies tragen müssen…
Genau. Also die offensichtlichen Dinge mussten schon drin sein.
Aber gibt es dann keinen Konflikt am Set? Wenn die Videospiel-Profis jetzt am Filmset bei den Film-Profis mitreden?
Nein, es hat alles funktioniert. Ubisoft hat mich ja für die Regie ausgesucht. Sie wollten sich ja auch bewusst mit erfahrenen Filmemachern umgeben, um die Geschichte umzusetzen. Sie waren eine großartige Ressource, was das Material anging, ließen mir aber gleichzeitig freie Hand. Ubisoft und ich wollten einen Film machen, der separat von den Spielen funktioniert. Es sollte keine Kopie einer bekannten Geschichte werden.
Deshalb spielt der Film auch nicht in Jerusalem? Das war ja der Schauplatz des ersten „Assassin’s Creed“-Spiels.
Genau. Die Zeit der Spanischen Inquisition war von Anfang an im Skript verankert. Der Schauplatz und die Historie dieser Zeit passen sehr gut zu unserer Mythologie der Assassinen und Templer.