Arcade Fires Will Butler im Interview: „Natürlich klingen wir wie ABBA!“


Wir haben mit Arcade Fires Bühnenberserker und Multiinstrumentalisten Will Butler über ihre mysteriöse „Everything Now“-Kampagne, Teenieperspektiven in Popsongs und eine neue Leichtigkeit gesprochen.

Gar keine Kritik von Freunden? 

Nein. Freunde erzählen dir ja nur von ihrer Meinung, wenn sie eine sehr schlechte haben – was gleichzeitig ein gutes Messinstrument ist: Wenn Freunde Kritik äußern, dann weißt du, dass du wirklich von der Spur abgekommen bist.

Und das ist während der EN-Sessions nie passiert.

Nein. Und dazu kommt, dass wir mit Freunden arbeiten. Die Produzenten Steve Mackey (Pulp, Anm.) und Thomas Bangalter (Daft Punk, Anm.) sind angenehme Stimmen, die wir gerne mit im Raum hatten und die dich wissen lassen, dass du nicht verrückt geworden bist.

Ihr spürt als größte Indie-Rockband keinen Druck vor einer neuen Platte?

Nur internen Druck. Druck in mir selbst oder innerhalb der Band. Es ist für Künstler nichts Ungewöhnliches, sich auch ohne die Öffentlichkeit gefoltert zu fühlen. Schon wegen des Versuchs, Kunst und Neues zu erschaffen. Die Arbeit in einer Gruppe ist besonders anstrengend, weil es in ihr so viele starke Meinungen gibt. Yeats (William Butler Yeats, 1865–1939, bedeutender irischer Dichter und fast namensgleich mit unserem Gesprächspartner – Anm. d. Red.), haderte damit, Gedichte zu schreiben. Van Gogh kämpfte mit sich um gute Gemälde. Druck ist bei der Arbeit immer da. Viele Aspekte beim neuen Album fühlten sich neu an. Aber der Druck, der kam uns doch sehr bekannt vor.

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Habt Ihr das beim Songwriting gemerkt?

Wir tourten rund ein Jahr mit REFLEKTOR. Für EVERYTHING NOW haben wir solange wie für kein Album davor gebraucht. Rund anderthalb Jahre, normalerweise brauchen wir ungefähr ein Jahr.

Weitere Besonderheiten in der Entstehung von EVERYTHING NOW?

Den Großteil des Albums nahmen wir in New Orleans in einem sehr kleinen von uns gebauten Studio auf. Das war vielleicht 4 x 2 Meter groß. Wirklich winzig, um uns alle inklusive Drumkits, 45 Synthesizern und ein paar Gitarren da rein zu kriegen. Dort aber verbrachten wir die meiste Zeit mit dem Album und spielten die Songs sehr laut. EVERYTHING NOW war übrigens auch das erste Album, das wir zum Großteil in Amerika aufnahmen. Nur kleine Teile entstanden in Montreal und Paris.

Musstet Ihr Songs verwerfen?

Das ist jedes Mal der Fall, bei allem was wir aufnehmen. Wir arbeiten auf einer Song-By-Song-Basis. Erst wenn genug gute stehen, fangen wir mit der Arbeit an einem Album an. So entstehen viele Projekte. Es kommt aber immer wieder vor, dass du glaubst, was ganz Wunderbares vor dir zu haben und du versuchst, nur noch die kleinen Fehler auszubügeln, das aber einfach nicht funktioniert. Sowas bricht uns jedes Mal das Herz.