ANGELS &DEVILS


Der Londoner Kevin Martin ist nun auch schon gut zwanzig Jahre dabei. Das ist durchaus eine Leistung, wenn man bedenkt, dass sich die Trends in der elektronischen Musik schnell verschieben und man ganz fix für gestrig gehalten wird. Martin ist immer aktuell geblieben, weil er sich nie an ein Projekt geklammert hat. In den Neunzigern gab es God, Techno Animal und Ice, zuletzt fiel er mit den Hyperdub-Acts Black Chow und King Midas Sound auf. Nur zu The Bug kehrt er seit 1997 regelmäßig zurück. Auf sein großflächig mit Höchstnoten gepriesenes 2008er-Album LONDON ZOO folgt eine Platte, die -wie könnte es mittlerweile auch anders sein? – in Berlin entstanden ist. In unserer Hauptstadt läuft das Leben ja meistens weniger überdreht als in der Themse-Metropole ab. Aber man kann allerdings fürwahr nicht von einer entspannteren Atmosphäre sprechen, die dem Hörer hier begegnet. Der kalifornische Sonderling Gonjasufi murmelt von hypnotischem Dub umnachtet vor sich hin. Da spürt man schon, wie sich Unheil ankündigt. Und richtig: Manga von der Grime-Band Roll Deep rüpelt roh, die außerhalb der eigenen Band sonst nie auftretenden Death Grips holen kurz vor ihrer Spontanauflösung in „Fuck A Bitch“ zu bestialischem Bashing aus und Martins alte Weggefährtin Warrior Queen war noch nie so aufgebracht wie im knüppeldicken „Fuck You“. Politisch korrekter Saubersprech ist des Martins Sache anscheinend also nicht. Man muss bei The Bug grundsätzlich mit düsterer Dresche rechnen, das ist nichts Neues. Noch nie hat sie sich aber so bedrohlich ins Mark gehend wie dieses Mal angefühlt. *****