Andreas Dorau & Die Marinas – Hamburg, Trinity
Meine Freundin Petra, seit fünf Jahren überzeugte New Yorkerin und durch nichts sonderlich zu erschüttern, ist begeistert. „Irre, dieses Bühnenbild“, quietscht sie, „das ist ja unglaublich komisch“. Nicht nur Petra ist begeistert. Zahlreich, wenn nicht komplett, sind die Freunde, Feinde, Kollegen und Neider des 18jährigen Hamburgers erschienen. Allgemein macht sich vor Beginn dieses konzertanten „Heimspiels“ hämische Spannung breit. Motto: Mal sehn, wie der einbricht.
Doch weit gefehlt, Andreas und seine Mitstreiter/innen husten, respektive singen und spielen allen gehörig was. Dorau ist seiner Jugend und seinem betont naiven Gehabe zum Trotz wohl einer der Selbstsichersten und Cleversten in der Abteilung Jugendunterhaltung. Bestens beraten war er beispielsweise beim wahrlich bemerkenswerten Bühnenbild. Niemand Geringerer als der phantastische Moritz Rr vom „Plan“ aus Düsseldorf zeichnet nämlich für Entwurf und Ausführung verantwortlich.
Links steht eine wahrhaftige Würstchenbude, die als erstes bevölkert wird natürlich von Würstchenverkäufern, die in WirkJichkeit Doraus Blasinstrumentalisten sind. Daneben steht, dem Klischee eines italienischen Eiscafe-Kellners verblüffend ähnlich, Bassist Jürgen Keller. Neben ihm der freundliche asiatische Keyboardjunge, der auch mal zur Zieh-Harmonika greift. Er sieht aus wie ein japanischer Tourist auf Europa-Schnelltour und knipst permanent das Publikum. Über dem Bühnengeschehen thront imposant ein knallrotes Pappmachee-Cabrio, in dem verwegen und fleißig Jan Krowoth seine Trommeln bedient.
Dann erscheinen, als Kreuzung zwischen Dirndlmaid und Blumenmädchen, die entzückenden Marinas – und schon taucht der jugendliche Meister höchstpersönlich auf: Smarte Schiebermütze auf dem Kopfe, Knickerbocker an den Beinen. Wen stört es da noch, wenn ihm beim eifrigen Gehopse das Mikro mal hinplumpst oder er laut hörbar „Scheiße“ murmelt, wenn der Synthie klemmt. Das Programm ist frisch, fröhlich und munter und alle sind begeistert, wenn Dorau weltmännisch Schokoladenen und Schampus an die Tanzenden verteilt.
Arn Ende sind auch die Skeptiker bester Stimmung, schließlich will Dorau ja auch nicht mehr als „ein klein wenig Spaß“. Überwältigt sind natürlich auch die anwesenden Eltern der Akteure: Sie platzen vor Stolz – ganz so, als hätten die lieben Kinder eine Eins mit nach Hause gebracht.