Andere brauchen zwölf Zylinder, John Lee Hooker zwölf Takte – den Blues
Ein ganzes Menschenleben lang steht er nun schon auf der Bühne. Aber der „Boogie Man“ kann’s einfach nicht lassen: „Ich finde es großartig, vor Publikum zu spielen. Es ist toll, wenn die Leute vor Begeisterung johlen und fast ausrasten. Es hält dich jung“, begeistert sich der große alte Mann des Blues. Aber wie alt ist er denn nun eigentlich? Nicht ganz leicht zu sagen. „Geboren am 22. August 1917“, heißt es in vielen Musiklexika, auch Hookers Plattenfirma hält sich an dieses Datum. Als aber letztes Jahr alle Welt zum 80. gratulieren wollte, widersprach der Meister heftig: Er sei erst 77, habe als Jugendlicher sein Geburtsdatum gefälscht, um früher Soldat werden zu können. „Damals waren die Mädels nach Uniformen geradezu verrückt“, erinnert er sich. Wie auch immer. Sicher ist: Die Fans freut’s, daß sie eine der letzten lebenden Legenden immer noch live erleben können. Und prominente Kollegen wie Eric Clapton, Van Morrison, Carlos Santana oder Ry Cooder kommen gern, wenn John Lee Hooker ins Studio lädt. Alle sind auch auf seiner neuesten Compilation „The Best of Friends“ vertreten, die Ende Oktober erschienen ist. „Ich finde es wichtig, nicht auf der Stelle zu treten und mich statt dessen mit anderen auszutauschen,“ erklärt Hooker. “ Mit diesen Musikern verbindet mich eine echte Freundschaft – ich liebe diese Jungs! Und ihre Art zu spielen paßt einfach gut zu meinen Songs.“ Aber auch Freunde aus seiner Generation sieht John Lee Hooker regelmäßig: „Am lustigsten ist es, wenn ich Buddy Guy und B.B. King treffe. Wir reden über die alten Zeiten, und dabei gibt es natürlich immer viel zu lachen.“ Nach den doch anstrengenden Studioterminen und Gigs zieht sich Hooker gern zurück in sein Haus im kalifornischen Redwood City, einem ruhigen Vorort von San Francisco. Hier lebt er zusammen mit seiner Haushälterin, dem Chauffeur und seinen vier Hunden. „Ich komponiere immer noch viele neue Songs und spiele jeden Tag auf meinen Gitarren. Ich spiele sie alle noch. Leider werden mir immer wieder Gitarren gestohlen. Auch meine erste, eine Stella. Sie war ein Geschenk von T-Bone Walker. Das hat wehgetan.“ Aber Schmerz gehört eben zum Blues dazu. Wahrscheinlich meint John Lee Hooker auch das, wenn er jungen Musikern rät: „Keep on playing the blues. Do it good and real deep.“