Amazing


Zu einer Zeit, in der Nachrufe auf Marvin Gaye ausreichend zu sein scheinen, um angeschlagene Karrieren aus dem Feuer zu reißen (Erzähle mir einer, daß Diana Ross bei „Missing You“ klingt, als ob sie meint, was sie singt!), enthält sich ausgerechnet der Mann der Stimme, der Marvin beinahe alles zu verdanken hat: Frankie Beverly. Frankie Beverly ist Maze daran führt kein Weg vorbei – und Gaye war es, von dem er 1976 die nötige Starthilfe erhielt, um seinen Soul-Schwadron flott zu machen. Genauer gesagt – Equipment, das nötige Kleingeld und sogar den Bandnamen (Frankie hätte seinen Trupp sonst wohl Karma, Charisma oder San Francisco getauft!). Nichts lag also näher, als dem Mann einen Song zu widmen, möchte ich meinen…

„Genau deswegen hab‘ ich ja darauf verzichtet“, erwidert Beverly barsch. „Mir passen diese ganzen Tribute nicht. Sie sind so überflüssig. Alles was die Leute sehen, ist das Geld, das sie damit machen können!“

Seit ihnen Marvin Gaye auf die Beine geholfen hat, sind Maze ihren Weg unbeirrt gegangen. Für die Soul-Soiree sind sie der Inbegriff von Klasse und Konstanz; bei ihren Shows geht es, wie Beverly so trefflich formuliert, zu “ wie bei einer Family-Reunion oder in der Kirche“und einer dermaßen eingeschworenen Fan-Gemeinde kann sich gegenwärtig wohl kaum jemand rühmen.

Beverly Boys sind der Prototyp eines Album-Acts sieben liegen hinter ihnen, alle vergoldet, eine stattliche Bilanz, sicherlich, wenn auch keine sensationelle. Schnelle Cash-In-Dance-Hits standen für sie nie zur Debatte, wenngleich sie im Lauf der Jahre mit dem hymnischen, hypnotisierenden „Happy Feelings“, mit „Joy & Pain“ und „Back In Stride“ (Ihre erste amerikanische Soul-Nr. 1) ein paar monumentale Singles unters Volk brachten.

Druck ausgeübt, sich popularisiertem R&B mit Chart-Appeal zuzuwenden, hat auf Maze niemand, wie Beverly versichert. „Entweder meine Plattenfirma lernt mit mir zu leben, oder sie sieht zu, daß sie mich los wird. Nach unserer We Are One-LP hingen wir ziemlich in der Luft, und ich hab‘ laut über einen Wechsel spekuliert. Stell’dir vor, die haben nicht mal an mein Weihnachtsgeschenk gedacht! Ich wurde nie müde ihnen zu sagen: ‚Wenn wir eine Hit-Single haben, dann zu unseren Bedingungen!‘ Als ob es nicht genug Fast-Food-Musik um uns herum gibt!“

Lenkt all der musikalische Mull, der uns heute terrorisiert, unsere Aufmerksamkeit weg von all dem, was wirklich zählt: richtiges Singen, richtige Songs, richtiger Soul? „Unbedingt! Micht trifft es jedesmal wie ein Schlag, wenn ich sehe, worauf sich ein erstklassiger Musiker so alles einläßt, um einen Hit zu landen. Aber du kannst die Leute nicht aufs Kreuz legen. Wenn wir eine Platte herausbringen, dann hörst du Maze. Nicht Maze mit dem Sound von Kool & The Gang! Ich werde nicht auf einer Batterie von Drum-Maschinen herumhämmern, weil ich mir damit einen Dance-Hit ausrechnen kann. Und auch wenn Can’t Stop The Love stellenweise recht funky klingt – das ist die Grenze, weiter werden wir nicht gehen!“

Sie haben es auch nicht nötig. Can’t Stop The Love ist vor allem ein Soul-Set – neben Vandross, Withers und Freddie Jackson der beste, der mir in den letzten Monaten zu Ohren gekommen ist. Und Frankie dürfte sich um sein Weihnachtsgeschenk dieses Jahr keine Sorgen machen. Wie sagt er doch abschließend so schön: „I know we have a thing here-and we will kill to protect it!“