Amanda Jenssen


Direkt aus der Castinghölle: Die Hits der 20er, 30er, 40er, 50er, 60er und selbstverständlich das Beste von heute!

Manchmal übertreibt Amanda Jenssen ein bisschen. Wer an dem, was sie macht, etwas Kontemporäres finden möchte, muss schon etwas länger suchen. Wenn man sie wie an jenem Abend im Stockholmer Club Debaser Medis beobachtet, dann bekommt man eine Idee von dem, was sie meint, wenn sie sagt, sie würde „die 20er-, die 30er-, die 40er-, die 50er- und die 60er-Jahre“ mögen, aber alles, was mit Synthies zu tun hat, nicht. Und sie sieht traumhaft aus, wie ein Star von … nun, von irgendwann.

Denn zeitlich zu verorten ist Amanda nicht. Diffus retro, wie die Tapete, vor der sie während des Interviews sitzt. Bekannt wurde Jenssen vor drei Jahren durch die Teilnahme an „Pop Idol“, der schwedischen Variante von „DSDS“. Sie spricht nicht gerne darüber. Nein, auch in Schweden habe die Sendung nicht den besten Ruf. Ja, sie musste Songs singen, die absolut furchtbar waren. Das Übliche also, mit individuellen Erweiterungen, die darin bestanden, dass Jenssen an Leonard Cohens „Hallelujah“ nicht scheiterte und das Finale von „Pop Idol“ glücklicherweise verlor.

Es folgte das nur in Skandinavien veröffentlichte, recht egale Albumdebüt KILLING MY DARLINGS – und eine Bekanntschaft, die alles veränderte: Pär Wiksten stand früher einmal den Indierockpopppern Wannadies vor – und irgendwann im Büro von Jenssens Plattenfirma. Er würde gerne mit ihr arbeiten, ließ er ausrichten. Seitdem sind die beiden beste Freunde, wie Jenssen sagt. „Ich weiß noch, als ich ihn das erste Mal in seiner Stockholmer Wohnung besuchte. Nach einer Stunde merkten wir, dass mein A&R, der zur Sicherheit mitgekommen war, verschwunden war. Die Stimmung war so intensiv, dass wir das nicht bemerkt hatten.“

Auch kreativ geht bei Wiksten/Jenssen so einiges, was auf dem zweiten Album HAPPYLAND sechs gemeinsam geschriebene Songs zeigen. Da wird auch etwas gewagt, wenn z. B. die Bassline von „I Feel Love“ mit Swing, Soul, Jazz und Pop gekreuzt wird. „Ich wollte mit dem Song eine Nachtclub-Atmo schaffen. Düster, fast gefährlich, aufgeladen, mein persönliches Happyland“, sagt sie. Auch wenn sie manchmal etwas übertreibt: Das ist ihr gelungen.

2007 Mit der Band Oh Hollie Neverdays gewinnt Jenssen den schwedischen Nachwuchswettbewerb „Musik Direkt“. Im selben Jahr wird sie Zweite bei „Pop Idol“.

5/2008 Sie veröffentlicht ihr Debütalbum KILLING MY DARLINGS und erreicht damit die Spitze der schwedischen Longplay-Charts.

10/2009 HAPPYLAND erscheint in Schweden, im Mai 2010 auch in Deutschland.

Albumkritik S. 96

www.amanda-jenssen.se