Alte Eisen im Feuer: Was Grönemeyer und Westernhagen den jungen Hüpfern noch immer voraushaben
Westernhagen hat den Anfang gemacht. Nun folgen auch Grönemeyer und Udo mit neuem Album und Livetournee. Re-Invention? Fehlanzeige. Jan Schmechtig meint: Das ist auch gut so.
„(…)Was die Schwachmaten einem so raten, das ist egal, ich mach mein Ding (…)“. Das machte Udo Lindenberg bereits 2008 bekannt, obwohl es schon damals jedem klar war. Und bereits 2002 stellte Grönemeyer fest: „Der Mensch bleibt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt“. Verdrängt hat man wohl keinen dieser Musiker. Dennoch ward es zumindest um Westernhagen und Grönemeyer still geworden. Das ist nun vorbei. Westernhagen hat es mit ALPHATIER schon getan und auch Grönemeyer veröffentlicht mit DAUERND JETZT noch dieses Jahr ein neues Album.
Udo Lindenberg bereitet sich währenddessen auf eine neue Livetournee im kommenden Jahr vor. In Zeiten von Neuerfindung, Updates, Imagewandeln ist es ver- und auch bewundernswert, dass diese Acts ohne jegliche Art von provozierendem Brimborium (schöne Grüße an Tokio Hotel) auskommen. Klar, ein bisschen Provokation mit Anspielungen auf die sexualisierte Jugend wie im Video zu „Alphatier“ sind erlaubt und man gönnt sich, wie Herbert Grönemeyer, eine Ellen von Unwerth als Fotografin. Aber die Provokation läuft wenn dann über Darsteller in Videos und nie über den Interpreten selbst (und nochmal Grüße an Tokio Hotel).
Haben sie ihr Alter erkannt, umarmt und wissen, dass es fehl am Platze wäre, sich zu verjüngen oder mit irgendeinem Feature aufzupimpen? Oder sind sie die Antithese zum aktuellen Musikzeitgeist? Mit ihren zusammen mehr als 60 Jahren Musikgeschichte ist es vielleicht kein Wunder, dass sie gerade in der jetzigen Zeit auftauchen. Momentan kann man sich kaum mehr auf eine neue aufstrebende Band festlegen, ohne damit rechnen zu müssen, dass nach maximal zwei, wenn man Glück hat drei Alben Schluss ist. Da tut es manchmal gut, wenn man weiß, was man bekommt und was einen erwartet. In seiner ersten Singleauskopplung „Morgen“ fragt Grönemeyer „(…)Wirst Du morgen noch mit mir tanzen, bleibst Du in Deiner Liebe fest? Wirst Du Dich für mich verwenden, bestehen wir zusammen jeden Test? (…)“. Ja Herbert, machen wir.
Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de.
