Aloa Input


Es ist schon ein Faszinosum, auf welche Weise sich Etiketten für diffuse musikalische Strömungen manchmal etablieren. Während etwa der Ursprung des sinnfreien Ausdrucks „Antifolk“ für Musiker wie Adam Green bis heute im Dunkeln bleibt, können wir im Falle der Begrifflichkeit „New Weird Bavaria“ jedoch auf einen jungen Mann namens Florian Kreier verweisen: Kreier nämlich erlaubte sich auf der MySpace-Seite seines Projekts Angela Aux einen Spaß, indem er den Ausdruck „New Weird America“, mit dem stilistisch schwer greifb are Formationen wie etwa das Animal Collective gerne betitelt werden, kurzerhand in „New Weird Bavaria“ als Genre für seine eigene Musik umdichtete, was von Medien und Szene dann natürlich dankbar aufgegriffen wurde.

Und das geht in diesem Fall auch in Ordnung, denn es lassen sich mittlerweile tatsächlich so einige Klänge im Freistaat vernehmen, die man in ihrer stilistischen Vielschichtigkeit durchaus als „neu“ und im positivsten Sinne als „verschroben“ bezeichnen darf.

Neben Angela Aux wären da vor allem die Duos The Dope und Joasihno zu nennen, die gleichfalls einen Abneigung gegen musikalische Konventionen und Berechenbarkeit hegen, entsprechend bereits seit einiger Zeit für frischen Wind im bayerischen Indie-Land sorgen, und damit auch The Notwist ein wenig von ihrem monolithischen Leuchtturm-Status erlösen.

Nun haben mit Florian Kreier und Joasihno-Songwriter Christoph „Cico“ Beck erstmals zwei „New Weird Bavaria“-Speerspitzen fusioniert, und zusammen mit Schlagzeuger Markus Grassl ein schwer greifb ares Album ausgetüftelt, welches aufs Schönste demonstriert, dass es eigentlich ziemlich gut um den bayerischen Indie steht.

Ein verspieltes, von großer Leichtigkeit und wild mäandernder Zitierlust geprägtes Album zwischen Elektronik, Kraut, Folk-und Tropicana-Anleihen ist ANYSOME geworden, was sicher auch mit der Herangehensweise des Trios zusammenhängt: „Recht unschuldig“ sei man an die Arbeit gegangen; habe sich stilistisch „mal hier, mal dort ein bisschen bedient und sich dabei selbst nicht allzu ernst genommen“, sagt Beck. Wichtig sei vor allem gewesen, sich keinen Beschränkungen zu unterwerfen, denn ein besonders faszinierendes Moment, sagt er, bestehe doch darin, „wenn einem eine Band das Gefühl gibt, dass man ihre Ästhetik nicht gleich durchdringt“.

Wenn man es dann, wie Aloa Input, auch noch hinbekommt, gleichzeitig richtig catchy zu sein, hat man zweifellos: sehr viel richtig gemacht!

Albumkritik S. 76

Das Debütalbum ANYSOME wurde im ehemaligen LaBrassBanda-Studio am Chiemsee, in diversen Münchner WGs und in Berlin aufgenommen. Dort wurde das Album von Tonmeister Simon „Sir Simon Battle“ Frontzek abgemischt.

Die Mitglieder von Aloa Input traten bereits 2010 erstmals zusammen auf, um Akustikversionen von Joasihno- und Angela-Aux-Stücken zu präsentieren.

Klingt wie: Beck, Vampire Weekend, The Whitest Boy Alive