Alltags Philosoph


Im schummrigen Licht einer Bar kommen Cyranodie besten Ideen. Dort findet der Zürcher die Themen für seine Songs.

Im Dunst des Zigarettenrauchs, der im schummrigen Licht einmal blau, einmal rötlich schimmert, sitzt ein einsamer Mann an der Bartheke. „Dont Drink My Bourbon“, singt Cyrano gedankenverloren auf einem Stück seines Debütalbums „Blue Train“. „Ich lasse mich oft und gerne von der Atmosphäre in Bars inspirieren; da läßt sich hinler die Maske der Leute blicken, da verbirgt sich ein großer Fundus an Geschichten“, erläutert der in Zürich wohnhafte Sänger & Songwriter.

Eben hat er sein erstes Album veröffentlicht. Mit der ebenso ausgereiften wie feinnervig gespielten Musik und vielschichtigen Stimmungen hat der Sänger und Songwriter Cyrano ohne Zweifel eines der eindrücklichsten Schweizer Alben der letzten Monate abgeliefert. Cyrano singt gedankenversunken und doch leidenschaftlich mit seiner ausdrucksvollen tiefen Stimme, die zuweilen an Leonard Cohen erinnert; Stephan Eicher kommt einem bei den atmosphärischen, sensiblen Songs in den Sinn, wenn er französisch singt. Die Songs haben genügend Persönlichkeit, um für sich selbst zu sprechen, überzeugen mit seltener Eigenständigkeit. Der klare, solide Aufbau, bei dem die Melodie stets im Vordergrund steht, macht deutlich, daß es Songs sind, die einer allein mit der Gitarre geschrieben hat. Bislang war Cyrano denn auch nahezu unbekannt, ein Einzelgänger eben. Einer, der an seinen Songs feilt, bis sie stimmen, einer, der sich nicht dreinreden läßt, da er eine klare Vorstellung hat, wie sie klingen müssen.

Mit dem Iren Ray Kane, der dieses Album sympathisch schlicht produzierte, hat er lediglich die kargen Arrangements ausgetüftelt. Und die Begleitmusiker haben dies sorgfältig und stimmig umgesetzt. Wobei vor allem Gitarrist Jean-Pierre von Dach mit virtuoser Vielseitigkeit heraussticht. Auch wenn die ;meisten Songs—durchaus passend — auf zurückhaltende Weise interpretiert werden, haben einige doch erstaunlich viel Drive. Anderen mangelt es allerdings noch etwas an Spannung; stärkere Kontrast- und Akzentsetzungen, wie sie der Gitarrist Jean-Pierre von Dach teilweise sehr schön vorführt, hätten hier sicher geholfen.