All Points West Festival New Jersey
Ein "Musik & Arts Festival" nahe New York ohne Woodstock- Getue. Dafür mit Arctic Monkeys. Und Vampire Weekend. Und.
Das „All Points West Music And Ans Festival 09“ ging unweit der Freiheitsstatue im „Liberty State Park“ von Jersey City über die Bühne. Die Postkartenkulisse mit der Skyline von Manhattan im Hintergrund sorgte ebenso für Gänsehaut wie der Blick aufs Lineup: My Bloody Valentine, Echo & The Bunnymen, MGMT, Arctic Monkeys, Vampire Weekend, Yeah Yeah Yeahs, Gogol Bordello und noch viele mehr sollten drei Tage lang den berüchtigt schwül-heißen Ostküstensommer zusätzlich anheizen. Die schlechte Nachricht traf noch vor Festivalbeginn ein: Die Headliner Beastie Boys mussten kurzfristig wegen der Krebserkrankung von Adam Yauch alias MCA absagen. Als Ersatz sprang Hiphop-Großmeister Jay-Z ein, der damit sein Livedebüt auf einem US-Rockfestival gab. Der erste Tag stand dann auch ganz im Zeichen von Genesungswünschen an Yauch, der zunächst von der furiosen Karen O mit „Yeah Yeah Yeahs Love“ bedacht wurde. Als Jay-Z dann zum Intro des Beasties-Klassikers „No Sleep TiP Brooklyn“ hereinstürmte, stand die Festivalmenge erstmals Kopf an diesem Wochenende. Nette Geste – scheiß Wetter. Denn zuvor hatte ein fetter T-Storm die Sommerträume fort- und mit kräftigen Sturmböen Bands wie die Fleet Foxes, The National und Vampire Weekend fast von der Bühne gespült. Besonders hart traf es Ezra Koenig und Co., die nach ihrem Set tropfnass aus den Karohemden schauten. Der „Jersey Boy“ Koenig geizte dennoch nicht mit gewitzten Kommentaren zum provinzeilen Ruf seines Heimatstaates. Mit „White Sky“ gab’s dann auch ein neues Stück im typischen „Upper West Side Soweto“-Stil der Band. Ob es auf dem demnächst erscheinenden zweiten VW-Album enthalten sein wird, wurde nicht verraten. An Tag drei mit den Hcadlinern Echo & The Bunnymen und Coldplay glich das Gelände längst einem Schlammbad. Die heimlichen Publikumslieblinge, Arctic Monkeys, waren dann mit ihrem äußerst kurzweiligen Set für so manchen Sprung ins Braune verantwortlich. Alex Turner und Band stellten sich als „Pretty Visitors“ vom neuen Album llll.MB^G vor und evozierten als Sabbath-Wiedergänger im Geiste die ersten Teufelshörnergesten im Publikum. Wortkarg zwischen den Songs und mit gewohnt sparsamen Posen spielten sich die Sheffielder durch die Hits aus den ersten beiden Alben, doch fast die Hälfte des Sets bestand aus frischen Songs wie „My Propeller“ und „Cornerstone“. Nicht wirklich erstaunlich: Die ersten zwei Reihen behandelten die neuen Songs wie gute alte Bekannte und sangen lauthals mit – noch Wochen vor dem offiziellen Release von HliMBLG … Der neue, wohl auch von Produzent Josh Homme beflügelte, rockistischere Sound kam beim US-Pubhkum erwartungsgemäß gut an. Die neuen Stücke saßen live bereits so gut, dass auch die alten in Richtung „Rock minus Indie“ gesogen wurden. Mit der Singleauskopplung „Crying Lightning“ trafen die Monkeys zum Abschluss dann auch noch den richtigen Ton zum stürmischen Festival. Danach verstörten die Noise-Pop-Veteranen My Bloody Valentine mit einer Feedback-Lärmorgie, die bei Herausnahme der Ohrstöpsel für Herzflattern sorgte, ehe zum Finale eine 15-minütige Drone-Schockwellc gegen Manhattan ausgerollt wurde, die die im Anschluss spielenden Heavy-Lieblinge Tool wie eine Spielzeug-Rockband wirken ließ. Die Freiheitsstatue blieb freilich auch davon unbeindruckt.