Alice In Chains: Schwermut und Schwermetall: Alice In Chains


LONDON. Das „Underworld“ ist der Keller eines Pubs in Camden Town. Wer nicht bei Türöffnung gleich ganz vorne sieht, sieht nie mehr was. Wer die Idee hatte. Alice In Chains‚ ersten Gig seit ihrem Aufstieg in die amerikanischen Top 10 hier anzusetzen, hat einen wachen Sinn für SM-Tortur.

Eigentlich nicht unangemessen, handeln doch manche Texte der (in wohlpublizierter Selbsthilfe-Kur) heroinentzogenen Alice von der geistig nicht unverwandten Drogenwelt. Angefüllt ist der Laden mit Grunge-Uniformen, Bikers, dazu ein paar Teens im individuellen Stil lokaler Indie-Mode.

Vor allem die letzteren versammeln sich schon bald an der Bar, weitab vom unbestreitbar mächtigen Live-Tun. Denn allen Gerüchten zum Trotz sind Alice In Chains Schwermetall pur. Layne Staley heult wie der archetypische Sexprotz-Rocker, Gitarrist Jerry Cantrell ist allerdings ein großes Plus: Technisch versiert genug, um ein überzeugender Solo-Blender zu sein, beschränkt er sich auf kurze Salven bösartiger Prägnanz.

Überzeugend auch die Rhythm-Section, deren düstere Schwermut einiges bei Ozzy Osbourne ausgeliehen hat. Nicht zuletzt den Bassisten Mike Inez, der kurzfristig für den abgesprungenen Mike Starr verpflichtet wurde.

Ein Wort noch zu den Screaming Trees, die Alice In Chains auf der Euro-Tour begleiten werden und Anfang der Woche im „Marquee“ zum eigenen Headline-Gig luden: Ihr Blues-Grunge ist auch live vom allerbesten.