Albert Koch über: Neil Young „Trans
Ein echtes Konsensalbum. Von L.A. über London bis Hamburg (grüß Gott, Herr Willander) sind sie sich auch noch 20 Jahre danach alle einig, Musikjournalisten und Fans: Hier haben wir es mit dem Karrieretiefpunkt eines verdienten Musikers zu tun, der aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen in den 80er Jahren vom rockigen Pfad der tugendhaften Gitarren abgekommen war. Was war geschehen? Neil Young hatte sich einen Synthesizer und einen Vocoder gekauft, nachdem er das IT Kraftwerk-Album „Computerworld“ gehört und für gut befunden hatte, um seine eigene Computerplatte zu machen. Ein Konzeptalbum über die drohende Computerisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in den USA mit Vocoderstimmen, Synthesizerschwaden, stampfenden Post-Disco-Rhythmen und nur vereinzelten Gitarren. Oas durfte nicht sein. Die aufrechten Attrocker, die lieber in „Harvest“-Romantik schwelgten und die Erfindung des Synthesizers als größten anzunehmenden Unfall der Musikgeschichte werteten, jedoch übersahen zwei Dinge: „Trans“ hatte noch eine Hand voll richtiger Songs zu bieten – Neil Young gäbe sein letztes kariertes Hemd, wenn er es heute wieder schaffen könnte, Stücke wie „Computer Age“, „Computer Cowboy“ oder „Sample And Hold“ zu schreiben. Und das Album wirkt nach. „Trans“ als Vorahnung der zeitgenössischen elektronischen Musik, als Urgroßvater von Daft Punk. Daft wer?