Albert Hammond Jr.
Weil sowieso jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, danach fragt, beantwortet Albert Hammond jr. unser Anliegen gleich zu Beginn der Unterredung kategorisch: „Ich habe nichts zu den Strokes zu sagen, weil es nichts zu sagen gibt. Es existiert kein einziger neuer Song, von dem ich wüsste und daher gibt es auch keine konkreten Pläne. Und selbst wenn sich die Band in der Zwischenzeit auseinandergelebt hätte, wird sie ganz sicher irgendwann genug neues Material zusammen haben, um das werte Album anzugehen.“ Bis dahin steht Hammonds zweite Solo-LP COMO te llama? (dt: “ Wie heißt du?‘) im Raum, die längst kein so großer Wurf ist wie das wunderbar leichtblütige Debüt YOURS to keep, dessen berückende Pop-Stücke „Scared“ und „Call An Ambulance“ man dem 28-Jährigen vorher nicht unbedingt zugetraut hätte.
Como te llama? scheint schwer ambitioniert, mit Funk-Exkursion („Victory At Monterey“), einer Menge Kinks-Verweisen, länglichem Instrumental („Spooky Couch“) und Reggae-Feel („Borrowed Time“). „Es gibt schon ein paar Leute, die sagen, das Album sei unkommerziell und hätte weniger offensichtliche Hits“, sagt Hammond. „Ich dagegen dachte eigentlich, es sei noch kommerzieller als das erste. Mit den neuen Songs geht es mir darum, eine andere Seite uon mir zu zeigen. Bei den ersten paar Durchläufen kann es zwar passieren, dass der ein oder andere Hörer keinen Zugang zu den Songs findet Aber auf lange Sicht ist como te llama? die bessere Platte“
In jedem Fall noch besser geworden ist Hammond als Gitarrist- er beherrscht alles: das Originelle, das Quengelnde, das Gniedelnde, das Virtuose, das Jaulende, das einfache Dengeln. Ein Gespräch mit dem definierenden Guitar Hero der Nuller-Jahre.
Wie hast du eigentlich mit dem Gitarrespielen angefangen?
Ich muss ungefähr zwölf oderi3jahre alt gewesen sein, als ich eine Platte von Buddy Holly hörte und mir dachte: Ich muss ganz schnell rauskriegen, wie man Songs schreibt und Gitarre spielt. Ich musste einfach so sein wie er! Dann habe ich zwei Jahre lang all seine Stücke gelernt, aber niemandem davon erzählt. Mit 15 habe ich zwei Freunden mein erstes 4-Track-Demo vorgespielt und sie mochten es. Danach entdeckte ich Guided By Voices und verliebte mich in ihre unglaublichen Songs, aber auch die Beatles und die Modern Lovers haben mein Gitarrenspiel beeinflusst. Als ich 18 war und es langsam mit den Strokes losging, hatte ich endlich Selbstvertrauen.
Wie ging es dann weiter?
Der Mann, der mich wirklich dazu brachte, ein neues Level zu erreichen und besser zu werden, als ich es mir je erträumt hatte, war JP Bowersock (der schon seit dem Strokes-Debüt als „Guru“der Band firmiert, Anm.d.Verf.). Ich werde nie vergessen, was dieses Genie für mich getan hat. Als Julian und ich zusammen wohnten, hat JP erst ihm und dann mir Unterricht gegeben. Welches Essen ist gut für mich, welche Kleidung, welche Gitarre? JP wusste es.
Gibt es außer Buddy Holly jemanden, den du als deinen absoluten Gitarren-Helden bezeichnen würdest?
George Harnson, Sterling Morrison von The Velvet Underground. Meine Gitarren-Helden waren immer gleichzeitig Songwriter, wie Lou Reed oder John Lennon. Ich werde auch oft nach Tom Verlaine von Television gefragt, aber den habe ich erst ganz spät entdeckt.
Wenn man Nick Valensis Lead-Guitar-Part in „Heart In A cage“ oder deinen in „Vision Of Division“ hört, muss man unweigerlich an die New Wave of British Heavy Metal denken. Hat dich auch die Schwermetall-Szene beeinflusst?
Unterbewusst vielleicht, das kann sein. Aber ich höre mir eigentlich nur selten Hardrock-Platten an. Wobei: Wenn so etwas bei Freunden läuft, bin ich von den Melodien, vor allem aber von der Produktion schon beeindruckt.
Was denkst du, wenn dich Musikkritiker als wichtigsten Gitarristen dieses Jahrtausends bezeichnen?
Naja, ich denke erst mal: Das ist verrückt. Ich zerbreche mir über so etwas nicht den Kopf. Ich denke nur darüber nach, wie ich noch besser werden kann. Wichtig ist immer die nächste Sache, die man anpackt, nicht das Vergangene. Aber davon abgesehen nehme ich auch dieses Kompliment gern an.
Fallen dir aktuelle Gitarristen ein, die besser sind als du?
Ja, Jack White ist der größte Gitarrist, den ich in meinem Leben gesehen habe. Er ist überwältigend. Und auch wenn ich mit seiner Musik nichts anfangen kann.-John Mayer ist auf jeden Fall besser als ich. Er kann absolut alles an der Gitarre. Und dann gibt es da noch Steve Schütz, der bei der völlig unterbewerteten Band Longwave Gitarre spielt.
Dieser Mann ist dazugehören, Gitarre zu spielen. Erist genau genommen noch besser als alle Gitarristen,die ichdir eben genannt habe. Ihn kennt bloß niemand. Und mich kennt ja auch nicht jeder: Als ich einmal als Support-Act bei einem Incubus-Konzert war, dachten einige Leute, ich sei dieser eine Australier mit den lockigen Haaren. Wie heisst die Band nochmal? Genau. Wolfmother!