Aimee Mann: Selbst ist die Frau
Das Märchen von der blonden Aimee Mann begann mit vier Neil-Young-Akkorden: „Mein Babysitter spielte mir ständig .Hanest‘ vor, und ich war begeistert. “ Später spielte ein Bob-Dylan-Songbook eine nicht zu unterschätzende Rolle im Leben der damals 16jährigen: „Ich habe versucht, auch so zu schreiben, aber das hat nicht geklappt. “ Der große TONSPION
Wurf gelang ihr schließlich 1985 mit der Band ,Til Tuesday‘ und dem hochgelobten Erstling „Voice’s Carry“. Doch schon drei Jahre später verstummte ihre Stimme wieder — zwei weitere Alben waren gefloppt, ein Knebelvertrag mit dem Epic-Label verbot es ihr, anderweitig zu veröffentlichen. „Sie wollten mich in eine Mainstream-Richtung drängen, aber da wollte ich nicht hin. Ich wollte weg von der Firma, aber sie ließen mich nicht gehen. Ich sollte so schreiben wie Diane Warren und DesmondChild. Aber die recyclen doch nur Rock-Klischees. „Erst 1991 nahte Rettung in Gestalt ihres Managers Patrick Rains. Der finanzierte die Aufnahmen zum Solodebiit „Whatever“, machte Aimee mit dem ehemaligen Byrds-Gitarristen Roger McGuinn bekannt. „Wir hörten bei den Aufnahmen viel Beatles, Beuch Boys, Kinks, Byrds. McGuinns Gitarre war immer ein Fixpunkt für mich, und eines Tages stand er dann im Studio. „Der tupft seine bewährten Licks in Aimees Melange aus britischem Sixties-Pop und kalifornischen Sonnenklängen mit dem bewährten Quentchen Melancholie in den Texten, auf den Spuren von Jefferson Airplane und den 10.000 Maniacs. Aimee Mann sieht sich als ein „Mann-Kind“: „Ich bin nicht sonderlich feminin, unterscheide mich kaum von meinen männlichen Freunden.“ Und kindliche Neugier treibt sie immer wieder in neue Song-Gefilde: „Ich beobachte gern und analysiere. Beim Sprechen fehlen mir oft die richtigen Worte, beim Schreiben ist das anders, da habe ich das letzte Wort.“ Aschenputtel Mann aus Pennsylvania lernt immer noch von ihren Idolen Neil Young, Bob Dylan, Leonard Cohen und Joni Mitchell und tönt selbstbewußt: „Im Vergleich zu Michael Bolion bin ich ein Genie!“