AC/DC – Sydney, Entertainment Center


an glaubt seinen Augen kaum zu trauen: Da ziehen Australiens Renommier-Rocker nach sechs Jahren erstmals wieder über heimische Bühnen- und dann dies: Punkt acht Uhr herrscht gähnende Leere im weiten Rund des Entertainment Centers. Sollte das der Auftakt ihrer Welt-Tournee sein, dem allein in Sydney noch vier weitere Konzerte folgen?

Den Party Boys fällt die undankbare Aufgabe zu. das nun spärlich eintreffende Publikum in Stimmung zu bringen – was ihnen denn auch kläglich mißlingt. In hiesigen Breiten dürfte das Sextett aus betagten Altrockern allenfalls beinharten Status Quo-Fans bekannt sein, zupft doch deren Gründungsmitglied Alan Lancaster den Baß und feiert bei der Gelegenheit mit „Roll Over Lay Down“ gleich noch die eigene Vergangenheit.

Doch selbst zum Mitsingen animierende Cover-Versionen wie „Gloria“ (Van Morrison) oder „Roadhouse Blues“ (The Doors) reißen das gelangweilte Publikum nicht aus seiner Lethargie, sondern unterstreichen allenfalls die fehlende Originalität der Party-Kapelle. Sie hatten ihre Instrumente kaum verpackt, da lullte sich die Halle auch schon bis auf den letzten Platz. Saallicht aus – ein Schrei aus tausend Kehlen. Scheinwerfer hüllen alles in ein unwirklich anmutendes Schwarz: Wie auf Bestellung stehen plötzlich alle auf der Bühne und stimmen „Who Made Who“ an. Halt, einer fehlt noch – Angus Young, der notorische „Schoolboy“. Doch kein Grund zur Panik – schon im nächsten Augenblick taucht er auf. fegt über den Laufsteg oberhalb der Bühne, die Gitarre im Anschlag, Kopf rauf und runter, wie es sich für den Vater der Headbanger gehört. Doch was ist das? Plötzlich bevölkern eins, zwei, drei … zehn Angus-Ableger die Bretter. Who ist hier who? Ganz einfach: kein einziger, denn der Wahre und Einmalige entsteigt dem grünen Nebel erst, nachdem die Clones sich in die Umkleidekabine verdrückt haben.

Was folgt, ist die bewährte Hardrock-Orgie mit Power und Overdrive und einem Brian Johnson als Sänger, dessen stimmliche Kapazität nur selten über dem Kreischpegel des Publikums liegt. Auch Angus Sprint-Soli und fingergymnastischen Übungen können kaum darüber hinwegtäuschen, daß er auch nach der langen Pause immer noch ein allenfalls durchschnittlicher Gitarrist ist. Das gesamte Repertoire gleicht eher einem BEST OF-Album als einer zeitgemäßen Hardrock-Show. Dem entsprechend hat man bewußt auf Songs von den selbstproduzierten Alben FLY ON THE WALL und FLICK OFF THE SWITCH verzichtet, ja, selbst das neue BLOW IIP YOUR VIDEO kommt nur mit einem einzigen Titel zum Zuge, nämlich der aktuellen Single „Heatseeker“. Auch wenn der Set nicht gerade zukunftsweisend ist – dem australischen Publikum jedenfalls war’s gerade recht. Und nach der langen AC/DC-Abstinenz dürften auch europäische Hardrock-Fans die Mannen um Angus Young wieder mit offenen Armen empfangen.