AC/DC – Los Angeles, Forum


Die Statistik sagt uns, daß alle 15 Minuten in den USA ein Mitmensch taub wird. Das AC/DC-Inferno in LA wurde in diese Untersuchungen offensichtlich nicht miteinbezogen. Denn 10000 amerikanische Kids, die meisten männlich und mit AC/DC-Shirts geschmückt, stolperten anschließend mit dröhnenden Ohren und“ gequältem Grinsen aus der Halle.

Es war laut. So laut, als würde man seinen Kopf in die Düse einer 747 stecken. Ein dumpfes, donnerndes Rumpeln, das gelegentlich in ein ohrenzerfetzendes Solo explodiert.

Und die Menge rast. Von der ersten Note an steht sie auf den Stühlen, durchlöchert die Luft mit geballten Fäusten und zerreißt imaginäre Gitarren-Saiten – um dann von den Stühlen in einen hübschen Haufen von Erbrochenem zu fallen und gleichzeitig „all-riiiite“ zu brüllen.

„Heils Beils“, gewöhnlich die Eröffnungsnummer mit dem Gong, der die von Quaaludes eingelullten Hirne zur Aufmerksamkeit ruft, wurde ans Ende der Show verbannt. Statt dessen startet Angus diesmal mit einem Solo – erst über die eine Seite der Lautsprecher, dann über die andere, um schließlich wild zwischen beiden hin- und herzuspringen. Die Band steigt ein mit „Guns For Hire“, einer von diversen neuen HM-Hämmern. die sie erstmals live präsentieren.

Brian Johnson scheint mit dem neuen Material noch vertrauter zu sein als mit dem bekannten AC/DC-Stoff à la „Sin City“ und „Highway To Hell“. Er singt mit zäher, knochenharter Stimme, die jeden Zuhörer einfach zwingt, Notiz zu nehmen. Während die Rhythmusgruppe mit dem neuen Drummer in bekannt kompromißloser Art nach vorne stampft, stampft Johnson mit seiner Schiebermütze auf der Stelle und läßt seine Muskeln in Macho-Pose spielen.

Spielerisch ist überhaupt die treffende Bezeichnung für jede AC/DC-Show. Selbst wenn Angus die Hose herunterläßt und seinen Hintern zeigt, wirkt das weniger lasziv als schlichtweg ausgelassen.

Angus ist unter den schwarzen Schafen natürlich das schwärzeste. „Bad Boy Boogie“ verlängert er mit einem Solo, geradezu einer Gitarren-Lawine, schießt wie von der Tarantel gestochen über die Bühne, fällt auf die Knie, rotzt in die Menge, um dann unter Gejohle die Lautsprecher-Türme zu erklimmen.

In dieser ach so unbeständigen Welt ist es gut zu wissen, daß es noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann. Zwar gibt es ein halbes Dutzend neuer Songs und einen anderen Drummer auf Phil Rudds Sitz, doch letztlich hat sich bei AC/DC absolut nichts geändert.