Abgekocht und ausgebootet
Die schiechte Nachricht für die Plattenindustrie zuerst: Der Veröffentlichungsboom in Sachen Bootlegs hält unvermindert an. Die gute: Es interessiert so gut wie niemanden mehr. Dafür gibt es drei Erklärungen: Erstens gräbt die Industrie mit einer Flut eigener Live-Platten und -videos dem Mitschnitt-Genre bei besonders „bootleggeföhrdeten“ Themen wie Genesis, Dire Straits, Guns ‚N Roses und Springsteen einen Großteil des Wassers ab. Zum zweiten geht auch der Back-Katalog allmählich zur Neige: Gute unveröffentlichte Mitschnitte der umsatzträchtigen Dinosaurier Beatles, Stones, Clapfon, Dylan etc. werden iangsam rar. Selbst Marktführer Swinging Pig begnügt sich mit tontechnisch aufgemotzten Reproduktionen bewährter Vorläufer. Schließlich wird deutlich, daß dort, wo Plattenkäufer über längere Zeit ungehinderten Zugang zu einem breiten Live-Angebot hatten, die Nachfrage drastisch zurückgegangen ist. Leute, die 32 Mal Matt Sorums wenig einfallsreiche Drum-Soli der GN’R-Tour auf CD haben, sind mittlerweile nicht mehr ohne weiteres für die 33. Fassung zu haben: Fünfzig Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr, resümiert ein Zwischenhändler. Nach den letztjährigen Rekordumsätzen sind die fetten Jahre für die Bootlegger wohl endgültig passe. Und die zu erwartenden Urteile des Europäischen Gerichtshofes bezüglich des Urheberschutzes werden den Raubkopierern das Handwerk in Zukunft vermutlich noch schwerer machen.