Ab dafür! Die Stinker des Jahres


Worst Of 99: Irrungen, Wirrungen und schlechte Filme. Und ein paar ausgemachte Nervtöter, die uns dieses Jahr im Kino das Leben schwer machten.

NASEN!

1 JULIA ROBERTS

Oh ja, Lächeln kann aggressiv machen. Speziell wenn man es so penetrant zum Einsat2 bringt wie Darling Julia. Gleich drei mal musste man die inzwischen bestbezahlte Frau Hollywoods in diesem Jahr erleiden (in Seite an Seite, Notting Hill und Die Braut, die sich nicht traut, nicht eben drei Highlights des Jahres), ohne dass sich ihre Darstellungen wesentlich voneinander unterschieden hätten.

MATTHEW LILLARD

Teenager-Movie-Boom? Okay, wenn’s denn sein muss. Musste man nur nicht in jedem zweiten davon Grinskiste Matthew Lillard als den schräg-schrillen Surfer-Idioten von Nebenan erdulden. Außer Grimassen hatte dieser nervige Berufsjugendliche bisher nicht viel zu bieten

I JAN DE BONT

Wenn es nach ihm ginge, würden Filme nur aus Spezi aleffekten bestehen schlimm genug. Aber wie sich der zum Regisseur aufgestiegenen Kameramann mit seinem Gurken-Remake Das Ceisterschloss nicht vom geringsten Gespür für’s Gruselige beleckt an dem in der Tag furchteinflößenden ’62er-Grusel-Klassiker The Haunting {Bis das Blut gefriert) verging – das war entschieden zuviel. Cut!

WILL SMITH

Herrgott, ja! Wir haben’s kapiert! Willy ist ein Sonnenschein, immer gut drauf und mit ’nem coolen Spruch auf den Lippen. Aber mal ehrlich: Nach vier Filmen mit der selben Nummer geht der junge Mann langsam ziemlich auf den Keks.

JAR-JAR BINKS

Welcher Teufel mag George Lucas geritten haben, diese ewig schnatternde und in einem fort durch semi-witzige Slapstick-Szenarien stolpernde Rastakröte (Stichwort: superheftig) nahezu in den Mittelpunkt von Episode i zu stellen? Wie forderten erboste US-Fans völlig zurecht? Jar-Jar mustdie!

GURKEN!

PSYCHO Regie: Cus Van Sant „Psücho war gestern -1999 ist Saiko!“ So oder so ähnlich ging er, der doofe Slogan zur filmischen Schnapsidee des Jahres: Gus Van Sants Einstellung-f ür-Einstellung-Remake von Hitchcocks Genre-Grundstein wirkte im goer-Glanz mit den Schocks der 60er ausgesprochen unentsetzlich. Und entzauberte dadurch auch etwas das Original. Meiden!

WILD WILD WEST Regie: Barry Sonnenfeid Der Godzilla des Jahres: Effekte, Effekte, Effekte – und nicht der Hauch einer stringenten Story dahinter. Das passiert, wenn talentierten Filmemachern der Erfolg zu Kopf steigt.

DIE BRAUT, DIE SICH NICHT TRAUT Regie: Garry Morshall Keine Platitüde wurde ausgelassen, um diesen Roberts-Gere-Filmzombie punktgenau auf die Bedürfnisse eines nach Romantik ausgehungerten Publikums zuzuschneidern. Die Herzlosigkeit schimmert durch jede Szene.

STRAIGHT SHOOTER Regie: Thomas Bonn

Wohlgemeint war der erste Kinofilm von Thomas Bohn, doch der Actionschuss ging nach hinten los. Stocksteif wurden Heino Ferch und Dennis Hopper durch ein wenig zugängliches und nach TV-Movie miefendes Fremdenlegtonärs-Szenario geschickt.

SEITE AN SEITE Regie: Chris Columbus

Quälend moralinsaueraltbackenes Melodram, das Frauen nur als Muttertier, nicht als Karrieretyp akzeptiert. Für diesen manipulativen Tränendrüsendrücker gibt es nur ein Wort: Grmpffnerggaerghhh!

WIR PRANGERN AN:

SYNCHRON-VERBRECHEN GEGEN DIE WITZISCHKEIT

„Echt, den musst du im Original sehen ‚. eine Möchtegern-Cineasten-Lieblingsfloskel seit jeher. Aber es ist was dran: immer weniger vertrauenswürdig werden deutsche DialogÜbersetzungen. Vor allem wenn’s komisch wird und in den Synchronstudios die Stunde der Witzbolde schlägt, wird’s oft ernst. Da kommt Austin Powers-Girl Felicity Shagwell teutonisch plump als Felicity Schickfick daher, redet Eddie Murphy in Bowfinger kompletten Kappes („Auch wenn ich das Gefühl habe, mich zu entzünden, mache ich es doch nie wirklich“ -Pardon?) und nervt StarNars-Amphib Jar-Jar Binks (Ichse michse dichse auf den Sackgehnse) weitaus mehr als in der englischen Version vorgesehen. Echt: die sollten Sie im Original sehen.

SOUNDCHECK!

END OF DAYS

Umringt von Satansjüngern, schickt sich Teufel Gabriel Byrne an, zwecks Welteroberung die Erdenfrau Robin Tunney zu entjungfern – man hätte sich gewünscht, der Leibhaftige hätte mehr Geschmack, als bei einer solchen Gelegenheit schlechte Guns N‘ Roses-Industrialnummern zu hören.

NOTTING HILL

Wie schmiert man einen Film, der eh schon nicht so ganz unschleimig ist, vollends ein? Mit einem Soundtrack voller absolut verbotener Schmonzetten (Ist das Richard Marx, oder was? Nein, „nur“ Ronan Keattng), die einem ständig ins Ohr säuseln, wie es den Protagonisten auf der Leinwand gerade geht.

STAR WARS: EPISODE 1 – THE PHANTOM MENACE

John Williams mag ein Meister sein, aber er hat schon unschwülstigere Zeiten gesehen. Und wie George Lucas in fast jeder Szene das Gedudel aus dem Hintergrund zirpen lassen, defniniert auch nicht gerade den Begriff „ökonimisch“ neu. Abgesehen davon: hat irgendjemand wirklich jemals die CD angehört? So zu Hause, ohne Film? Echt?

BLAIR WITCHPROJECT

Hype in allen Ehren, aber jetzt kriegt euch mal wieder ein: als das Walkman-Tape, das sich Kameramann Josh für die Wald-Expedition aufgenommen hat, wurde uns die unmotivierte Goth-Songsammlung zu Blair Witch Project angedient. Im Film ist kein Ton davon zu hören – der ist hier nur Marketing-Tool für die CD. Leute, jetzt mal im Ernstwie ein Virus. Neben ihren eigenen Werken -Das Fest, Idioten und Mifune gab es mit Lovers nun auch einen französischen und mit Julien Donkey-Boy einen ersten US-Film mit Dogma-Zertifikat. House Of Klang, der erste deutsche Dogma-Film, entsteht gegenwärtig. Aber vielleicht würde man von Dogma jetzt schon nicht mehr sprechen, wenn zwei junge Amerikaner das Prinzip nicht auf die Spitze getrieben und den profitabelsten Film aller Zeiten in die Kinos gebracht hätten.

THE SIXTH SENSE gegen DAS CEISTERSCHLOSS Horror war das Zauberwort im Jahr 1999. In der ersten Jahreshälfte versuchten sich die letzen Ausläufer der ausgepowerten Teenie-Horror-Welle Düstere Legenden, Ich weiß noch immer…, Die Killerhand und Faculty noch einmal an Variationen der Scream-Formel, ohne neue Impulse setzen zu können. Auch Die Mumie und Deep Blue Sea bedienten sich freizügig bei dem einst verpönten Genre. Dann kam die Geisterfilmwelle: Horror für Erwachsene, kein Pipifax, sondern Der Exorzist für die 90er sollte sie uns anspülen – doch zerschellte erst einmal kläglich: Das Ceisterschloss, ein völlig missratenes Spukhaus-Spektakel, in dem Jan De Bont – wie zuvor schon in Twister und Speed 2 wieder einmal alles falsch machte. Die Kunde, >>

BLAIR WITCHPROJECT gegen WILD WILD WEST 35.000 Dollar hatten Daniel Myrick und Ed Sanchez in ihr Filmexperiment Blair Wltch Project investiert und drei wenig beneidenswerte Jungschauspieler acht Tage lang durch die dunklen Wälder gehetzt, bis ihre Angst nicht realer hätte sein können, wenn sie von derechten Blair-Hexe verfolgt worden wären. Es gab zwar ermutigende Vorzeichen-z.B. mehr als 50 Mio. Hits auf der ß/o/rl/V/tc/i-Website-, aber niemand war darauf vorbereitet, dass am US-Startwochenende knapp fünf Millionen Leute losstürmen würden, um im Kino endlich einmal wieder etwas zu fühlen. Insgesamt spielte der Film in den USA 140 Mio. Dollar ein, etwa das 4oofache des Budgets. Die Panik der Studios war spürbar: die allgemeingültigen Erfolgsformeln wollten einfach nicht mehr greifen. Filme mit Umsatzgaranten wie Kevin Costner oder Nicolas Cage hatten sich verabschiedet, ohne einen größeren Eindruck zu hinterlassen. Und selbst die bislang unfehlbare Geheimwaffe Will Smith kam im Sommer ins Trudeln, ausgerechnet bei seiner neuen Zusamenarbeit mit Men In Black-Regisseur Barry Sonnenfeld: Das zusammenhangslose Effektspektakel Wild Wild West, mit einem Budget von mindestens 150 Mio. Dollar der teuerste Film des Jahres, floppte. Anstelle der seelenund hirnlosen Megaproduktionen schlugen Filme ein, die niemand auf der Rechnung hatte. Und dann kam dann auch noch TheSixth Sense…