Kurz & Live
Jens Friebe
Berlin, Festsaal Kreuzberg
„Irgendwie ist hier immer ein bisschen mehr los als anderswo. Zum Beispiel in … Erfurt“, sagt Jens Friebe, als er im Festsaal Kreuzberg auf die Bühne kommt. Es stimmt, es ist mächtig viel los, lange Schlangen schon vor der Tür, kein Wunder, tagelang schon war Friebes Gesicht sogar auf den U-Bahn-Bildschirmen mehr als präsent. Das ist sein Abend heute, ein rauschendes Quasi-Heimspiel. Nur leider: Jens Friebe ist krank, verschnupft. Glam-mäßig ein bisschen downgesized wirkt er, so in Jeans und grünem T-Shirt; sonst wirft er sich zur Feier des Tages auch mal ins Netzhemd. Trotzdem, heute muss er ran. Geht er auch, und zwar in die Vollen. Es ist die Release-Party des neuen Albums, aber Friebe spielt auch die zwei vorangegangenen fast komplett durch. Vorne wird gekuschelt, von hinten schallt’s: „Super, Jens! “ Der gute alte „Lawinenhund“ bringt den Saal kurz vor Schluss noch mal zum Toben. Dreimal wird er noch rausgeklatscht. Berlin liebt seinen Popstar.
Jingo De Lunch
Berlin, SO36
Es war natürlich eine Heimkehr. Seinen Status als, äh: „legendärer Punktempel“ hat das SO36 schließlich wenigstens zum Teil auch Jingo De Lunch zu verdanken. Von hier aus-Berlin Kreuzberg-hatte die Band sich einst im Verlauf ihrer zehnjährigen Karriere einen festen Platz in den Annalen der internationalen Hardcore-Historie erspielt. Dann hörte man wiederum zehn Jahre gar nichts und jetzt sind sie halt wieder da. In Originalbesetzung, mit der die Ausnahmestellung der Truppe im wesentlichen begründenden kanadischen Sängerin Yvonne Ducksworth, gerade rechtzeitig zur Reunion wieder von Arizona nach Berlin gezogen. Was daraus noch wird, lässt sich wie immer schwer sagen, aber zumindest an diesem Abend war es zu gleichen Teilen ein Triumph wie ein Klassentreffen der frühen (West-)Berliner Punkszene.