Fünf Alben in fünf Jahren – und The Coral geht noch fange nicht die Luft aus
Ian Skelly und Paul Duffy haben gute Laune. Gleich spielen sie vor den Arctic Monkeys, die im Vergleich zu The Coral noch recht grün hinter den Ohren sind. Macht nichts: „Die waren auch schon mal bei uns im Vorprogramm. Jetzt sind sie halt der größere Act. Ich gönne ihnen das von Herzen“. Ian, Drummer und Bruder von Sänger James, strahlt jene Gelassenheit aus, die das Sextett seit der Gründung 1996 in Hoylake bei Liverpool auszeichnet. „Na ja, wir haben früher viel gekifft. Da ist man halt entspannt“ Paul lacht zustimmend. Er ist schüchtern, hat seit Jahren an keinem Interview mehr teilgenommen. „Ich habe immer Angst, was Blödes zu sagen, James und Ian können besser reden. Ich mache lieber Musik. Das ist ein simplerer Weg. mich mitzuteilen.“ Roots & Echoes markiert einen großen Schritt in der Bandgeschichte. Gitarrist Bill Ryder-Jones musste vor den Aufnahmen eine Auszeit nehmen, „aus persönlichen Gründen“, ian runzelt die Stirn. „Das war schlimm. Wir haben ohne Billy weitergemacht, aber er fehlte uns sehr. Wir sind eine Einheit, schreiben die Songs gemeinsam und sind die besten Freunde. Da reißt es ein ziemliches Loch in den Alltag, wenn einer fehlt.“ Das Album, an dem die übrigen fünf damals arbeiteten, ist längst fertig – „aber das ist nicht Roots & Echoes“, sagt der Drummer. „Wir mögen das Album, aber es ist sehr traurig und düster, weil es sich viel mit dem Verlust beschäftigt, den wir verarbeiten mussten, als Billy weg war. Dann kam er zurück, und die Stimmung passte nicht mehr. Also haben wir noch ein Album aufgenommen. Das andere bringen wir irgendwann raus, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“
So konzentrierte sich die Band dem Titel gemäß auf ihre musikalischen Wurzeln und Gelerntes, flirtet mit Northern Soul und Pop und nutzt die ganze Bandbreite ihres Könnens. „Natürlich sind wir mit den Jahren besser geworden, alles andere wäre ja schrecklich“, murmelt der sonst so stille Paul. „Wenn man über zehn Jahre nichts anderes tut als Musik zu machen, während die Mitschüler sich Gedanken machen, welchen ‚echten‘ Job sie suchen sollen, kann man das irgendwann.“ The Coral klangen aber schon immer reifer, als sie eigentlich hätten sein können. Unbeeindruckt von Trends und Strömungen, setzten sie ihre eigenen Standards und vertrauten auf ihr Talent, das sie heute auch anderen zur Verfügung stellen möchten. „Wir wollen ein Label gründen“, verrät Ian. „Ich produziere ziemlich viel, auch unsere Sachen. Ich würde gern jungen Musikern helfen, ihren Sound zu finden. Und ich habe schon ein paar Bands im Auge, die ich für sehr unterstützenswert halte. Das ist auch eine interessante Abwechslung zu unserer eigenen Band.“ So nüchtern kann man sprechen, wenn man es sich leisten kann. Das nächste Album haben The Coral schließlich schon in der Schublade liegen.
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