Cindy Wilson

Change

Kill Rock Stars/H´Art (01.12.)

Nachtblauer (Elektro-)Pop: Die B-52s-Sängerin hat sich ihr Solodebüt für ihren Lebens- und unseren Feierabend aufgehoben.

Nach über 40 Jahren bei den B-52s wandte sich Sängerin und Co-Songwriterin Cindy Wilson auf PledgeMusic an ihre Fans, um ihr Solodebüt finanziert zu bekommen. Dabei könnte der Interessentenkreis für CHANGE so viel größer sein. Obwohl oder gerade weil diese Platte überhaupt nicht nach der aufgekratzten Hausband der Künstlerin klingt, sondern nach einem abwechslungsreichen, vor allem atmosphärisch stimmigen (Elektro-)Popalbum. So wie man sowas in den 90ern produziert hat, als ein, zwei memorable, keinesfalls zu offensichtliche Singles und some Vorschuss-Fame schon genügten, um ganz ordentlich zu verkaufen.

20 Jahre später sieht sich die 60-jährige Cindy Wilson gezwungen, auf einer Crowdfunding-Plattform Wohnzimmerkonzerte mit ihrer jungen Band aus Athens und Skype-Chats mit Fans anzubieten. Doch den Erlösen daraus haben wir immerhin so hübsche Songs zu verdanken wie den retrosamtsouligen Opener „People Are Asking“, das sich überm Nu-Disco-Bass in großer Leichtigkeit ergehende „Stand Back Time“ oder den New-Wave-Dancepopper „Mystic“ mit Drei-Finger-Synthie-Gruß an Gary Numan. Psychedelischen Elektro-Chanson und knapp drei Minuten Postpunk gibt es später auch noch.

Die Platte wird neben der dichten Produktion vor allem von Cindy Wilsons heller, wachen, tendenziell aber eher schwärmerischen als durchdringenden und deshalb für sie ganz untypischen Stimme zusammengehalten. Sie klingt, mindestens 35 Jahre jünger, als ob Cindy gerade zum ersten Mal aufgebrochen ist, das bunte Popland zu erkunden. CHANGE wird so zum Überraschungs-Bringer für Abende, die möglicherweise auf der Couch beginnen, uns aber keinesfalls als Kartoffel enden lassen.

Klingt wie: Saint Etienne: GOOD HUMOR (1998), Goldfrapp: SUPERNATURE (2006), Rumer: SEASONS OF MY SOUL (2010)