Air – Moon Safari
Durfte man ihm glauben? „Immer wenn ich eine besonders schöne Melodie entdecke, möchte ich mich am liebsten darin verstecken und darin leben „, sagte Nicolas ßodin, angesprochen auf das, was aus dem Debüt seiner Band Air, an Süße, Luftig- und Sämigkeit strömte – und vor allem an fast unanständiger Cleverness zweier Popgelehrter (und, in guter französischer Tradition: Ex-Indieband-Mitgliederl, die neben Architektur [Godin] und Mathematik (Jean Benoit Dunckel) offensichtlich ausgiebig den Minimalismus von Kraftwerk, die Verspieltheit Debussys. den Kitsch von Vangelis und das Genie Burt Bacharachs studiert hatten. In Pop-Retro-Rhetorik: eine glatte Eins. Doch man wollte glauben, daß moon Safari nicht aus Kalkül geboren wurde, sondern als Zeugnis wahrer Hingabe jeder Prüfung standhält. .Weil Liebe nicht ein Ereignis von Cleverness sein darf, wie uns die gutbürgerliche Erziehung lehrte „. wie Kollege Sawatzki bereits anläßlich der Veröffentlichung von moon SAFARI feststellte. Zu jenen, die vielleicht ein bißchen zu viel über Pop wissen und sich deshalb zu viele Gedanken über die manipulativen Qualitäten wie das fast geschmäcklerische Sounddesign dieses so makellosen Debüts machten lum ihm dann doch zu verfallenl, gesellten sich alsbald noch viele Freunde der Geschmeidigkeit mehr. So ließen sich gut und gerne zwei, drei komplette Monate des Jahres 1998 wegdösen. Das Geheimwissen über die zeitgenössische elektronische Musik, welches einem moon safari nur zuflüsterte – die hohe Kunstfertigkeit in den Arrangements – all die durch die höheren Sphären schwebenden Metaebenen: Man konnte sie ignorieren, vergessen oder gar nichts von ihnen ahnen – dennoch blieb und bleibt diese Platte ein Wunderwerk der Popmusik.
Aufgenommen: April bis Juni 1997, Around The Golf Studio und Gang Studio, Paris Produzent: Air, Stephane „Alf“ Briat
Bester Song: „Kelly Watch The Stars“, „All I Need“, „Talisman“
Höchste Chartsposition Frankreich: 21