NadaSurf
Die New Yorker spenden Glück vor vollstmöglichem Haus. Als einziger leider nicht anwesend: der Wumms!
Was das nun wieder soll, Nada Surf einmal mehr ins Backstage zu buchen, das vor zweieinhalb Jahren gerade noch so okay war, 2005 aber viel zu klein ist für den Status der allseits geherzten Indie-Glücksspender, in den die wiedergeborenen One-Hit-Wonders aus New York seit ihrem 2002er-Album LET GO hineingewachsen sind. Der Laden ist aufs Böseste ausverkauft, nicht einmal hinten kann man sich auch nur umdrehen. Aber wer da ist, sich ein wenig durchpusten zu lassen von den Männern mit den glorios schmelzenden Melodien, muß ohnehin nach vorn in die Drängelhölle, um wenigstens ein bißchen Druck aus der Anlage abzukriegen: Entweder ist die für ein Folkkonzert ausgelegt oder Matt Caws hat nur den kleinen Verstärker eingepackt. Da rührt sich nix, wie man sagt. Man erinnert sich der letzten Nada-Surf-Show hier und wie man da aus dem Häuschen war. War das der Rausch der neugefundenen Liebe für diese Band oder spielen die heute einfach, tja: lahmarschig? Viele der großen kleinen Momente in den Songs fehlen, scheinen der Band nicht wichtig genug gewesen, ihrer Wegnivellierung aus der Live-Perforrnance entgegenzuwirken – wo ist der euphorisierende Wumms! des Breaks in „Hyperspace“? Die sich aufbäumende Gitarre in „Amateur“? Drummer Ira Eliot, zuletzt ein funken- und triolensprühender Wirbelwind, scheint für sich beschlossen zu haben, daß es mit einem Drittel weniger Einsatz auch ganz okay geht. Und wenn Bassist Daniel Lorca Harmoniegesang beisteuert, wird einem mitunter das Bier in der Flasche schal. Irritierend wird die Wurschtigkeit, wenn Caws dann noch seine besten Songs durch den Kakao zieht. Das wunderbare „Fruit Fly“ kündigt er launig als „silly song“ an, und man fragt sich, ob der wirklich nicht weiß, was für ein toller Text ihm da gelungen ist. Während er später ungerührt eine käsige Schunkelzeile wie „Fuck it, I’m gonna have a party“ aus „Blankest Year“ vom neuen Album singt.
So. Genug geschimpft. Wenn man wen so gern mag und der einem krumm kommt/trifft das eben härter als von jemandem, der eh wurscht ist. Klar muß sein: Nada Surf sind super. Erstaunlich, wie sie immer noch mal zwei Hits aus dem Ärmel schütteln, wenn man denkt, nun müssten wirklich alle drangewesen sein. Ein großartiger Song jagt den nächsten, und am Ende tun sie sogar, was sie lange Jahre nicht getan haben, letzthin aber offenbar wieder öfter: Sie spielen „Populär“, den Hit, der ihnen Mitte der 90er frühen, doch flüchtigen Ruhm bescherte und zu dem sie seither ein gespanntes Verhältnis haben. Daß sie ihn jetzt wieder spielen, könnte man freilich auch schon wieder als ein Anzeichen für mangelnde „attitude“ werten, aber Schluß jetzt. Nada Surf regieren. Sie könnten nur viel grandioser und besonderer sein, als ihnen momentan offenbar klar ist. Vielleicht kommen sie ja bald wieder drauf.
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