The Singles


Der nächste Große-Ding-Unterjubelungsversuch kommt aus Dänemark. Mit einem sehr stichhaltigen Argument: The Alpine sind nämlich eine von zehn Bands, die an der Endrunde des MTV-Talentwettbewerbs „A Cut“ teilnehmen, bei dem u.a. Anastacia entdeckt wurde. Vielen Dank, erstmal. Wer nach Erhall dieser Informationen trotzdem noch in der Lage ist, die Single „Mondays Look The Same“ (Supersonic/G.U.N./Sony BMG) in das Abspielgerät reinzuschieben, hört schwülstigen, aufgeblasenen Pop-Rock, der The Ark, Scissor Sisters und Indie sein will, aber nicht ist.

Wieder ein neues“.Lebenszeichen“ der Babyshambles. Die zweite Single aus dem Album Down In Albion heißt „Albion“ (RoughTrade/Sanctuary) und erscheint – wie in England üblicher als bei uns – in einer kleinen, billigen Jewel-Case-Version und in einer teuren, schönen Digipak-Variante. Mit insgesamt drei Songs, die nicht auf dem Album drauf sind. Wobei der kleine, chaotische Blues-Folk-Rocker „Do You Know Me“, die B-Seite der kleinen, billigen Jewel-Case-Version. der Gewinner ist gegenüber den B-Seiten „Clementine“ und „Why Did You Break My Heart/Piracy“ von der teuren, schönen Digipak-Variante. Die sind irgendwie zu, ähem, chaotisch.

Die Brakes waren in letzter Zeit schon öfter zu Gast in dieser Rubrik. Und je mehr Singles die Band raushaut, deren Summe viel größer ist als ihre einzelnen Teile aus British Sea Power, Electric Soft Parade und The Tenderfoot, desto mehr beschleicht uns der Verdacht, daß uns hier eine gute Sache durch die Lappen geht. „Ring A Ding“ (Rough Trade/Sanctuary) ist ein kleiner rumpelnder Indie-Hit, den du in jeden Song des Strokes-Debüts reinmischen kannst. Die Coverversion des Country-Schlagers „Jackson“ (bekannt aus Funk und Fernsehen und von großen Mann-Frau-Duos wie Nancy Sinatra/Lee Hazlewood und Johnny Cash/June Carter) ist erstaunlich unpeinlich geraten. Und dann covern die Brakes auch noch „Shut Us Down“ von Camper Van Beethoven.

Gemein, wenn der Presseinfoschreiber den Satz erfunden hat, den der Rezensionsschreiber eigentlich hätte erfinden wollen. Der Satz geht so: „Indierock zwischen Geröuschgewjtter, Klongcollogen und Dreiminutenpop. Oder andersrum“. Da kann man richtig neidisch werden, weil „Three Tracks“ [www.makemydayrecords.del von Cuba Missouri genau so ist. Ein Trio aus, ähem, Münster und Osnabrück, das die besten Eigenschaften von The Notwist, Sonic Youth und – sagen wir mal – Dinosaur Jr. [auf Valium] synthetisiert und in eigene Songs packt. Dazu gibt’s eine ultralangsame Heavy-Doom-Version von David Bowies eigentlich unantastbarem „Heroes“.

So richtig ganz erschließen wollen sich dem Singleskastenschreiber die Ursachen für die großen Lobgesänge auf The Decemberists nicht. Da hilft auch die neue Single „16 Military Wives“ (Rough Trade/Sanctuary) nicht viel weiter. Irgendwie schöner Folk-Pop und Folk-Folk ist das, vor allem auf der B-Seite „The Kingdom Of Spain“, der aber in der Summe die Unfaßbarkeitssaite im Hörer nicht zum Schwingen bringen kann.

Den schönen cheesy Disco-Hit „Number 1“ (Mute/EMI) gibt’s als nächste Single des weithin unterschätzten Goldfrapp-Albums Supernature Man beachte die Orchestral-Manceuvres-In-The-Dark-Synthiefläche. Und das unveröffentlichte „Beautiful“, das mit einem schön-depperten upfront Viervierteltakt und Gitarren-Synthesizer-Geschwurbel noch mehr auf Disco macht.

Danke. Josef. „Eine entschärfte Version von Maximo Park“ nennt der Kollege die Musik von The Horror The Horror aus Stockholm. Oder aber so: Wie neulich am Ostbahnhof passiert – wenn sich der iPod seiner nicht vorhandenen analogen Wurzeln besinnt und meint, bei Akkuschwäche nicht einfach abschalten zu müssen, sondern auf langsam weiterlaufenden und leiernden Walkman machen zu müssen. Wo waren wir? Bei der Single „Sound Of Sirens“ [Raufaser/Tapete/Indigo), der schlaftablettigen Shoegazer-Version von Indie-Rock.

Haben Sie gewußt, daß der durchschnittliche Deutsche Sätzen, die aus mehr als 13. Wörtern. Bestehen. Nicht. Mehr. Folgen. Kann? Wollen wir mal sehen: „Hard To Love A Man (Secretly Canadian/Cargo) ist der schönste Song von What Comes After The Blues, dem zweiten diesjährigen Album von The Magnolia Electric Co. Jason Molinas neuer Band nach Songs: Ohia, und folgerichtig zurecht der Titelsong dieser 5-Track-EP. auf der auch noch vier neue Stücke drauf sind. Bittersüßer Country-Folk, circa Neil Young 1977, Blues mehr als Haltung denn als Musik, Geschichten über Liebe und Betrug und Verlassenwerden. Schlicht und schön und minimalistisch arrangiert.

Die Single „Space For Rent‘ (Gomma/Groove Attack) des nicht oft genug über den grünen Klee zu lobenden schwedischen Discopunk-Duos WhoMadeWho wurde schon vor zwei Monaten an dieser Stelle lobend erwähnt. Jetzt gibt es sie nochmal mit einem unschlagbaren Verkaufsargument, dem „Hushhush Rmx“ von den erklärten WhoMadeWho-Fans The Rapture. Die New Yorker, die übrigens auch mal wieder ihre Ärsche hochkriegen sollten, um ein neues Album aufzunehmen, machen aus dem Disco-Funk-Punk ein dreckiges kleines DFA-Untergrund-Kellerloch-Tanzflächendingens. Dazu gibt es das Video zu „Space For Rent“.