Die Reklamation


Von null auf ... null.

Ist das hier die gute Seite? Auf der man sich wenigstens alle paar Monate mit gemäßigter Spitzbübigkeit freuen darf, wenn es eine okay-heye Kapelle wie Franz Ferdinand im Handstreich schafft, die Albumcharts von hinten aufzurollen? Wo es sich selbst für Nicht-Fans gut anfühlt, wenn Wir sind Helden gegen alle obligatorisch bis schnöde neidisch aus allen rhetorischen Rohren schießenden Zweite-Ptatte-nach-dem-Überraschungserfolg-Bedenkenträgern einen zweifelsfreien, weil meßbaren Sieg erringen: VON HIER AN BLIND -von null auf eins, Media-controlled! Stehen die in dieser Redaktion wie in ME-Leserkreisen selbstredend dicht versammelten Durchblicker dieses ganzen miesen und verkommenen Geschäfts Popmusik tatsächlich nur am Ufer dieses Sumpfs? Und rümpfen die Nase über dieses Gebräu aus nachprüfbar schlechten Musikgeschmäckern, Klingelton-Destiüaten und Chartsbetrügereien durch den Wiederaufkauf der eigenen Grütze lim übertragenen Sinn handelt es sich hier quasi um eine Eigenurintherapie, bei der der medizinische Erfolg allerdings nicht groß diskutiert werden mußl? Nun, die Antwort könnte „vielleicht“ lauten. Oder „hmpf!“ Das sollte sie aber nicht in einem Metnungsartiket, schon gar nicht hier, auf der Seite der Durchblicker. Faßt man auch noch ins Auge, daß es ziemlich naiv ist, den Verwaltern, Manipulatoren und Nutznießern (Schnittmengenwahrscheinlichkeit: seit jeher sehr groß! da hätte es Gracias Manager als bösen Buben gar nicht mehr gebraucht) von Verkaufs-Hitparaden mit moralischen Bedenken zu kommen, steht man plötzlich schön blöd da mit seinem erhobenen Zeigefinger am Sumpfufer. Bzw. längst schon bis auf Kniehöhe selbst im Morast watend, mit jedem Rechenexempel und jedem Psalm der höheren Popkonsumentenart immer tiefer hinein quackernd in diese undurchsichtige Brühe aus MTV/Viva-Video-Rotationen, erzkonservativen Formatradio-Beschränkungen und turmhohen Mainstream-Mauern. Wer wirft einem hier bitte mal eine Rettungsleine zu, in Form ein paar unschlagbarer Argumente? Schwierig. Da munt du schon selbst schauen, wie du wieder rauskommst aus diesem Schlamassel! Weil: Mit den Schmuddelkindern, diesen chartsnotierten und chartsorientierten, spielt man eben nicht. Spielt man nicht und zankt man nicht. Nimmernicht! Jawohl, es ist, dank der panisch um jede glamouröse Sekunde ringenden Schnuppe Gracia, ihrem Managerklischee-Manager und der ganzen scheinheiligen Meute, die die Verkaufscharts verteidigen wie ein Kulturgut, an der Zeit, ein Exempel zu statuieren. Nämliches: Die Singlewie die Albumcharts wie all die anderen Hitparaden sollen uns schnuppe sein! Weil sie einem sowieso nicht verraten, was man wissen will -z.B.: Welche Musik ist fein? Wer mag sonst noch, was ich mag? Was kenne ich noch nicht, was mich für dreieinhalb Minuten glücklich machen könnte? Die Charts wissen das nicht. Oder sie sagen einem nur die halbe Wahrheit, Oder sie lügen einen frech an. Natürlich habe ich das schon immer gewußt. Und ihr auch!