Wettrauchen mit Steuermann


Das Leben ist eine emotionale Hängematte. I Am Kloot wissen das, fallen aber auch mit ihrem dritten Album immer mal wieder raus.

Der erste Blick auf die Beistelltische macht klar: Lange kann’s nicht mehr dauern, bis man vom Pfand des Leerguts eine Weile leben könnte. Kurz vor drei Uhr, draußen ist es wintertaghell. Den drei Herren ist die Tageszeit schnurz; für sie ist die Trinkersonne allemal schon aufgegangen. John Harold Arnold Bramwell, Songschreiber, Sänger und Gitarrist bei I Am Kloot, hat das dritte Bier im Anschlag, auch Bassist Pete Alexander Jobson und Schlagzeuger Andy HargTeaves arbeiten tüchtig daran, sich die Lampen anzuzünden. „Cheers“, sagt Bramwell und veranstaltet zur kontinuierlichen Alkoholzufuhr mit den Bandkollegen ein Wettrauchen mit Steuermann: Immer wenn sich der Chef eine ansteckt, lassen auch die anderen zwei das Zippo klicken.

Zwischendurch findet Bramwell Zeit für ein paar Sätze über das neue Album, „It’s about drinking and desaster“, proklamiert er, „und natürlich auch eine Platte über ein immergrünes, großes Thema: Liebe.“ „It’s also about fucking and desaster“, ergänzt Pete Alexander Jobson – zustimmendes Grummeln von Andy Hargreaves. Recht haben sie natürlich alle drei.

Wahr ist auch, daß GODS AND MONSTERS erneut mehr Fragen stellt, als Antworten zu geben. „Im Alltag hab ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen“, sagt Bramwell, „warum sollte ich in den Liedern und so tun, als wüßte ich Bescheid?!“ „No Direction Home“ heißt ein Song, und er ist das, was schon Johnny Cashs deutsch gesungenes Lied „Wo ist zu Hause Mama“ von 1959 war: Bekenntnis der Orientierungslosigkeit, leidenschaftliches Plädoyer fürs lmmerweitersuchen. „Genau das ist das Ding“, raucht Bramwell, „es ist voltkommen okay, wenn du dich nicht auskennst in deinem Leben. Aber Stillstand geht auf keinen Fall.“

Viel später, der Interviewtag längst passe, haben sich I Am Kloot an die eigene Maßgabe gehalten. Mit ein paar Bier mehr und anderen Drinks intus standen Jobson und Hargreaves in der Kölner „Boogaloo Bar“ hinter den Plattenspielern, und Bramwell hat ein feines Akustikset gespielt, mit neuen Songs und einer umwerfenden Fassung von „From Your Favourite Sky“. Der Lieblingshimmel ist immer da; man muß nur hochgucken und ihn sehen wollen.

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