Kurz & Live
The Black Velvets / The Magic Numbers (Glasgow, Barfly)
Ein Kurzurlaub in Glasgow, Gelegenheit, sich dort von den Live-Qualitäten zweier Bands zu überzeugen, die glaubt man den Spatzen auf den Dächern – dieses Jahr schwer auf uns zukommen werden. Knapp 300 Leute haben sich im Barfly eingefunden, um The Black Velvets zu sehen. Die haben einerseits durch clevere Verknappungstaktik IReleases bislang: eine limitierte, daher längst ausverkaufte, daher höchst begehrte Single), andererseits sicher auch aufgrund der Tatsache, daß sie trefflich garagig bluesrocken, einen Platz auf dem sich schnell drehenden Hype-Karussell ergattert. Irgendwo zwischen AC/DC und den Sonics scheint die Lücke noch immer groß genug für solche Bands á la Jet. Dementsprechend gemischt, jedoch geeint durch begeistertes FüHewippen, wenn auch nicht vollends aus dem Häuschen, zeigt sich dann auch das Publikum. Tags darauf bei den schrullig-liebenswerten Magic Numbers ist es doppelt so voll. Auch hier gibt es noch kein Album, die einzige Single ist ausverkauft. Die Band sieht aus wie eine Neuauflage der 70s-Kinderserie The Wombels. Das ist knuffig und fühlt sich wohlig an. Die Musik: nette kleine Popperlen, die an Belle & Sebastian oder Aberfeldy denken lassen. Nicht neu und trotzdem anders. Bitte zumindest The Magic Numbers für die Jahrescharts vormerken. Da kommt tatsächlich was auf uns zu.
Hansen (Berlin, Leerer Flügel im Grand Hotel am Ku’Damm)
Heißen die jetzt Hansen oder Hansen Band, wie es der Button beteuert? Ist ja egal, weil’s eh nur eine fiktive Band aus einem Film ist. Aber was heißt hier „nur“? Da wurde sich schon ms Zeug gelegt für Lars Kraumes Film „Keine Lieder über Liebe“, der im Februar bei der Berlinale Premiere hatte und in dem Jürgen Vogel einen beziehungskrisengeschüttelten Rocksänger spielt. Und zwar nicht einfach nur so, sondern mit einer echten Allstar-Band aus Kettcarund Tomte-Leuten im Kreuz, die echte Kettcar- und Tomte-eske Songs für ihn schrieben. Anläßlich der Premierenparty sollte zu fortgeschrittener Stunde noch einmal bewiesen werden werden, daß die Rockszenen im Film ohne Netz und doppelten Boden entstanden sind. „Ich muß wohl nicht erzählen, wie aufgeregt ich bin“, schickte Vogel voraus und machte dann fünf Songs lang recht überzeugend den Frontmann zum Spiel von Thees Uhlmann, Mark Wiebusch & Co. Haben wir hier den nächsten Schauspieler mit Plattenambitionen? Auf jeden Fall besser, als wenn Heinz Hoenig wieder ankommt.