11 Fakten über Bonnie „Prince“ Billy


1 Er hat ein Märchenland für Bandnamen eröffnet. Palace Brothers, Palace Music oder einfach Palace später schlüpfte er in die Rolle des blaublütigen Cowboys Bonnie „Prince“ Billy und ward auf der einen und anderen Platte einfach als Will Oldham entdeckt. Wenn die Band seines Bruders Ned, Anomoanon, Platten veröffentlicht, ist er dabei; die Amalgamated Sons Of Rest betreibt Will mit Jason Molina und Alasdair Roberts.

2 Er singt öfter als andere „Fuck“. Beliebte Fanfrage: Warum gibt es so viele „fucks“ in deinen Songs, Will? Oldham klärt auf seine Art auf. „Es gibt kein einziges anderes Wort, das man für so viele Zwecke gebrauchen kann. Es ist eine Variable, eine begrenzte Variable, eine Variable über Pi.“ Oldham sang immerhin einmal, er wolle Sex mit einem Berg haben.

3 Will Oldham belebt Country. Mit der Single „Ohio River Boat Song“ und dem Album THERE IS NO-ONE WHAT WILL TAKE CARE OF you (beide 1993) wird Will Oldham auf einen Schlag bekannt. Seine brüchigen Country-Songs zählen zu den maßgeblichen Werken der Lo-Fi-Welle, deren Ausschläge bis heute spürbar sind.

4 Oldham ist Pop-Historie. Karl Bruckmaier nahm das Palace-Album VIVA LAST BLUES (1995) in sein Kompendium „Soundcheck – die 101 wichtigsten Platten der Popgeschichte“ (1999) auf. Begeistert attestiert der Autor eine „Singstimme, die klingt, als hätte sich Neil Young beim Salamischneiden die Finger verletzt“.

5 Als Interviewportner ist er gefürchtet. Gesprächspartner von Will Oldham dürfen sich nicht wundern, wenn der Künstler während des Interviews plötzlich eine längere Schweigepause einlegt, apathisch in den Raum glotzt und dann unvermittelt und ungefragt mitteilt, Simon & Garfunkel zählten zu seinen absoluten Lieblingsmusikern.

6 Er ist postmodern. Die Single „Gezundheit“ (1995) beginnt mit denselben Zeilen wie Billy Braggs „I Dreamed I Saw Phil Ochs Last Night“; die letzten drei Strophen sind einem religiösen Gedicht von Sam Walter Foss entnommen, das Oldham auf dem Band für die Aufnahme fand. Den gesprochenen Text hat er mit der Stimme von Julee Cruise aus „Twin Peaks“ unterlegt.

7 Er hat einen Vertrag mit dem Zufall. Obwohl er zur Veröffentlichung von arise therefore I1996] sein Interesse an Techno bekundete, war das Auftauchen einer Drum-Maschine auf dem Album dem puren Zufall geschuldet: Der bestellte Drummer war nicht verfügbar, eine 20 Jahre alte Drum-Maschine schon. „Die Beats waren sogar noch programmiert“, erzählte Oldham später, „man musste nur ein Fußpedal bedienen.“

8 Vor seiner Musikkarriere war Oldham ein aufstrebender Jungschauspieler. 1985 schrieb er den Sketch „Plastic Cheese“: „Yum! Velveeta Sandwiches for dinner again! Plastic cheese! What is our World Coming to when weeat plastic cheese for dinner every night because my ultra-conservative parents love it! We used to have turkey, or steak, or whatever all those stereotypical Republicans – my parents don’t know but this cheese business converted me to democraticism, or whatever – have for dinner.“

9 Auf seinen Produktionen singt und spielt der halbe US-Underground: Bobby Bare Jr., David Berman (Silver Jews), Andrew Bird, Bill Callahan (Smog), Tony Crowund Mark Nevers (Lambchop), Doug Easley, Mike Fellows (RoyalTrux], Edith Frost, Mark Greenberg/Archer Prewitt (The Coctails], David Grubbs, Liarn Hayes (Plush), Alan Licht, Jason Loewenstein (Sebadoh), Jason Molina (Songs-, Ohia), Jim O’Rourke, David Pajo, Matt Sweeney, Jim White, Wills Brüder Ned und Paul Oldham. 2000 sang Oldham mit Country-Gott Johnny Cash für dessen AMERICAN lll: SOLITARY MAN eine neue Version seines Meisterstücks „I See A Darkness“.

10 Auch er selbst wird in Songs besungen. Jeffrey Lewis z.B. erzählt in „Williamsburg Will Oldham Horror“ von einer Begegnung mit Oldham im Zug. In der New York Times war später zu lesen, dass Lewis mit diesem Song bei einem Auftritt in Brooklyn den halben Saal leerfegte.

11 Will Oldham goes Vollbart. Auf dem Cover von MASTER AND EVERYONE [2003] ist die galoppierende Waldschratigkeit formatfüllend dokumentiert. Bis dahin kannten nur Interviewer und Konzertbesucher den aktuellen Stand der Gesichtsbehaarung des Künstlers vom Ziegenbärtchen über den buschigen Oberlippenbart. Jüngere Fotos zeigen: Der Bart ist wieder ab.