Der Pöbel will’s nicht anders
Am 18. November wurde konkret, was sich die Sendergruppe MTV/Viva unter der angekündigten „Optimierung“ ihrer Programminhalte vorstellt: Mit der HipHop-Sendung „Mixery Raw Deluxe“ und Charlotte Roches Show „Fast Forward“ stellen die Ex-Musiksender zum Jahresende die (vor)letzten Sendungen ein, in denen Musik und Popkultur nicht auf „boulevardige“ und mit kleinstem massenverträglichem Nenner hantierende Art, sondern mit Herzblut, Kenntnis und journalistischem Anspruch verhandelt wurden. Bleibt abzuwarten, welchem exploitativen Zipfelklatscher-„Format“ die l8[!) Minuten netto, mit denen Röche zuletzt mitunter auskommen musste, zugeschlagen werden. Das heißt: Falls man das noch herausfinden will und nicht endgültig seinen Fernseher aus dem Fenster schmeißt nach einem TV-Jahr, das neue Tiefen auslotete mit Turbo-Eskapismus, Dschungelprüfung, Fettabsaugung, Frauentausch und sich öffentlich erniedrigenden Protagonisten, die in einerwenigerverrohten Gesellschaft vorsieh selbst beschützt würden. Zynischer, seelesaugender Ätsch!-TV, administriert von den Leuten, die zu wissen glauben, dass der Pöbel es doch eh nicht anders will, und einen (vermeintlichen) Konsens bedienen, der einen potentiell interessanten Interviewpartner wie Eminem eben lieber einem Stefan Raab ausgeliefert („is it all the time you think obout penis and muschi?“) als von Charlotte Röche interviewt sieht. Es ist: zum Kotzen. Wer mag’s auflecken? Desiree Nick?