Wie, Sie kennen die Cardiacs nicht?


Pophelden, denen die verdiente Anerkennung versagt blieb

Der überschaubaren Anzahl von Popmusik-interessierten Menschen, denen die Cardiacs überhaupt jemals über den Weg gelaufen sind, ist diese Band zumeist auch schnell wieder abhanden gekommen. Wenn diese 1978 in Surrey, England von Sänger und Anführer Tim Smith mit einem Bruder und fünf Bekannten unter Jdem Namen Cardiac Arrest gegründete ¿Kapelle tatsächlich irgendwann den /Wunsch verspürt haben sollte, erfolgreich tu werden, hat sie in dieser Sache so ziemlich alles falsch gemacht. Obwohl es die Cardiacs formal heute noch gibt (ihre Homepage www.cardiacs.com sendet zumindest Lebens-/Livezeichen aus dem Oktober vergangenen Jahresl, sind Unbeständigkeit, Undurchsichtigkeit, aber eben auch große Unabhängigkeit ihre beständigsten Qualitäten. Ihre ersten fünf Alben gab es „cassette-only“. Bandmitglieder kamen und gingen, die Bühnenpräsenz dieser Kapelle ließ sich auch nicht so einfach als „intensiv“ beschreiben, und der musikalische Ausdruck der Cardiacs war obendrein nicht eben dazu angetan, die Sache übersichtlicher oder gar eindeutig zu gestalten. Smith und seine Kollegen waren angetreten, um im Kern ausgerechnet Progressive Rock und Punk – vermeintliche These und Antithese also – zu vereinen. Oder anders formuliert: Diese Band spielte höchst ambitionierte Theater- und Karussell-Musik, sie wollte das ganz große Brimborium haben mit Orgel, Choren, Bläsern etc., dabei jedoch Punk und Ska und zuletzt auch New Wave nie aus den Augen verlieren. Rhythmus- und Stilwechsel bekamen so in ihren mit Klischees spielenden und sie im nächsten Moment wieder verwerfenden Songs etwas Überfallartiges; die Cardiacs entführten den zumeist für seine fantastische bis futuristische Attitüde bekannten Prog-Pomp der 70er in eine zynische, absurde Welt, in der der Grenzenlosigkeit der anstrengend professionell gewordenen Späthippies alle paar Meter eine dicke Mauer im Weg stand. Freilich: Unanstrengend waren diese Cardiacs auch nicht. Mitte der 80er gelang es der personell vorübergehend stabil besetzten Band zumindest, sich live auch dank theatralischer Showelemente einen Ruf zu erspielen, den mehr als das bisschen Stammpublikum vernahm. Inzwischen gab es ihre Platten auch als Vinyl, sogar als CD, veröffentlicht bei ihrem Hauslabel Alphabet Business Concern. Das hymnische Stück „Is This The Life“ brachte es sogar bis in die UK-Single-Charts. Bevor sich die Cardiacs dann bald wieder rarer, unberechenbarer, nachdrücklich anstrengender machten, wurden sie 1995 von Btur – wie Mike Patton langjährige Fans der Band – noch ins Vorprogramm eines Konzerts in London eingeladen.