Kurz & Live
Britney Spears Berlin, VelodromEsgibt sie also noch, die mit großem Aufwand inszenierten Popkonzerte. Laufstege, Feuerspiele, Tanzchoreografien, Kostümwechsel und Konfettiregen bilden den Rahmen für den Auftritt der angezählten Pop-Queen. Die hat für so ein gigantisches Ereignis nicht die Stimme, weshalb einiges vom Band kommt. Doch selbst das Playback ist machtlos, da der Lärm der Band alles erschlägt. Britney präsentiert sich als Lederweib, Playboyhäschen, Clubmaus, Musicaltänzerin oder Blumenmädchen, bis man nicht mehr das Gefühl hat, einem Konzert beizuwohnen, sondern einem Fernsehabend, bei dem zwischen Musikclips, Erotikfilmen und Hollywood-Schinken gezappt wird, thomas weiland McLusky, München, Atomic Cafe So wenig schmeichelhaftes Punkgelärme setzt voraus, dass man genau in der Stimmung ist für so wenig schmeichelhaftes Punkgelärme. Nur wer hart genug war, die kompromisslose No-Bullshit-Beschallung featuring wütendes Gebrüll mit glanzvoll hervortretenden Halsschlagadern zu ertragen – und wer überhaupt nach den famosen Modey Lemon noch aufnahmebereit war -, konnte sich freuen: Die trockenen, ironischen Songs der drei Waliser gehören zu den interessantesten, die es in dieser engen, unbequemen Nische gibt. CHRISTOPH LINDE MANN The Elected, Hollywood, Troubadour Auch eine Art, Stellung zu beziehen: Da es klar war, dass es ein Abend unter Gleichgesinnten werden würde, wenn die Rilo-Kiley-Mitglieder Blake Sennett und Jason Boesel mit ihrer Band The Elected das Vorprogramm von Azure Ray vor den wenigen Indiekids bestreiten, die inmitten von Hollywoods Silicon-Glamour standhaft Hornbrillen und grüne „YMCA Girl Soccer Cup“-T-Shirts tragen, sparte sich Sennett Reden zur politischen Lage und trat stattdessen mit einer Gasmaske auf, die er erst nach einer fragilen Version von Springsteens“.Im On Fire“ und „Don’t Get Your Hopes Up“ absetzte. Bleibt zu hoffen, dass The Elected ihre zarten, an Grandaddy und Postal Service erinnernden Songs bald auch in Europa live vorstellen.