Sex & Drugs & Kuckucksuhren
Dass es früher etwas härter zur Sache ging, daraus macht Gitarrist Dave Navarro kein Geheimnis. „Wir haben alles probiert, was verfügbar war: Alkohol, Drogen, Groupies, das ganze Programm. Und wir sind oft aufgewacht und hatten keine Ahnung, wo wir waren.“ Was dem heute 36-Jährigen offenbar kaum geschadet hat. Genau wie Sänger Perry Farrell ist Navarro drahtig, durchtrainiert und geradezu erschreckend gesund. Kein Wunder, der Mann mit dem Spitzbärtchen, dem lila Lippenstift und den hautengen Lederklamotten ernährt sich rein vegetarisch, schlürft literweise Mineralwasser und verbringt die Abende lieber zu Hause bei Baywatch-Star Carmen Electra als auf der Piste. „Das habe ich hinter mir – ich brauche das nicht mehr“, so Navarro trocken. Dabei füllen seine Eskapaden ganze Biografien – etwa die Gastspiele als Aushilfsgitarrist bei Guns N’Roses oder den Chili Peppers („Nicht meine Musik“), die Absinth-Gelage mit Marilyn Manson („Kein Kommentar!“), seine umfangreiche Sammlung an Kuckucksuhren („Jeder braucht ein Hobby!“) oder die seltsame Angewohnheit, einen schwarzen Metallsarg im Wohnzimmer aufzubahren. Nun also eine scharfe Kurskorrektur: „Ich habe erkannt, wie wichtig Jane’s Addiction für die heutige Zeit ist. Die Musik stagniert, und alles, was wir Ende der 80er aufgebaut haben, ist ein Trümmerfeld. Die Kids brauchen wieder richtig guten Rock.“ Und den geben ihnen Navarro, Farrell, Drummer Stephen Perkins und Bassist Chris Chaney nur zu gerne mit ihrem Comeback-Album Strays, das den genialen Frühwerken Nothing’s Shocking (1988) und Ritual De Lo Habitual (1990) in nichts nachsteht und in diesem Sommer auf einer neuerlichen Ausgabe von „Lollapalooza“ präsentiert wird – jenem Festival, mit dem sich die Vier 1991 verabschiedeten. „Eine nette symbolische Geste“, grinst Navarro. „Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben.“
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