Nirvana: Nirvana 2002


Der Urknall, mit dem Nirvana vor mehr als zehn Jahren den Alternative Rock mehrheitsfähig gemacht haben, hallte auch noch im vergangenen Jahr nach und sorgte für kräftiges Ohrensausen.

Kurt Cobain, Krist Novoselic und Dave Grohl haben den Rock nicht neu erfunden, ihm aber den größten Tritt in den Arsch seit der Punk-Revolution verpasst. Dissidenz, Baby. Hardcore-Punk und die Folgen. Nirvana haben den Indie-/Alternative-Rock. der seit Mitte der achtziger Jahre als Minderheitenthema im Untergrund brodelte, mit ihrem I991er-Album „Nevermind“ mehrheitsfähig gemacht. Hörgewohnheiten im Mainstream verändert. Rock gegen Stadion-Rock. Gut gegen Böse. Die Indie-Band in den Charts, die sich die Indie-Attitüde bewahrt hat. Ohne Posen, Zähnefletschen, Muskelspiele, Testosterongespritze. Was das alles mit 2002 zu tun hat? Offenbar gibt es immer noch eine Menge Leute, denen Nirvana etwas bedeuten. Die das Best-Of-Album gekauft, Kurt Cobains „Tagebücher “ und die Biografie von Charles Cross gelesen haben. Was das noch mit 2002 zu tun hat? Die Mainstreamisierung des Alternative Rock, die Nirvana mitzuverantworten haben, läuft langsam aus dem Ruder: Cobains missratene Erben, die Nu-Metal-Lackaffen, bevölkern die Charts. Der feine Unterschied zum Original: Creed. Nickelback und Konsorten rocken ohne Seele, ohne Leidenschaft, ohne Brüche. Rock-Rock. Nirvanas wahre Nachfolger heißen: The Strokes, The Libertines, Black Rebel Motorcycle Club, The Hives, The Vines, Yeah Yeah Yeahs. Die mit anderen Mitteln zwar, aber mit der gleichen Attitüde zupacken. Wer das nicht kapieren will, darf gerne weiterhin U2 hören.