Jeff Tweedy


Hamburg, Tanzpalast St. Pauli Der Witco-Chef präsentiert sich beim Solo-Akustik-Gig als der großartige Songwriter. der er nun mal ist.

Jeff Tweedy sieht aus wie nicht aus dem Ei gepellt. Unrasiert und mit Jetlagrändern um die Augen schlurft er auf die niedrige Bühne und hängt sich eine Akustikgitarre um. Morgen wird Tweedy Interviews geben zum neuen Wilco-Album“.Yankee Hotel Foxtrot“, das nach einem schwierigen Jahr für die Band nun endlich im April erscheinen wird.

Wilco waren von ihrem alten Label in die Wüste geschickt worden, weil sie sich weigerten, ihr Album radiotauglicher zu machen [mehr dazu im nächsten Heft). Dass hier kein Halbherziger am Werk ist, ist auch im Tanzpalast vom ersten Ton an klar-die nächsten 45 Minuten ist es so atemlos still, dass sporadisch umgestoßene Bierflaschen wie Höllenlärm erscheinen. Tweedy, der sich nicht als „gequälte Künstlernatur“ dargestellt sehen möchte, doch klar der dunkleren Seite des Daseins zugewandt ist, ist kein virtuoser Fingerpicker, dafür weiß er um die Kraft der sparsamen Spröde, mit der einem Neil Young in seinen besseren Momenten das Herz zuschnürt. Auch fröhlicheren Songs wie „Heavy Metal Drummer“ wohnt eine melancholische Zerfranstheit inne, in aus traurigen Augen blinzelnde Songs wie „Sunken Treasure“ oder das neue“.Reservations“ scheint Tweedy vollkommen hineinzuschmelzen.“.All my lies are always wishes, I know I would die if I could come back new“. singt er mit brüchiger Stimme in“.Ashes Of American Flags“, und im Tanzpalast stockt kollektiv der Atem. „So. Das ist das Beste, was ich ohne meine Band auf die Reihe kriege“, meint Tweedy zum Abschied mit einem flüchtigen Lächeln. „Ich glaube, ich muss jetzt weg.“ Der Label-Mensch, der diesen Mann gehen ließ, dürfte sich wohl jeden Abend in den Schlaf weinen. www.wilcoweb.com