Hype, Hyper, Strokes: Eine Band als Medienphänomen


Wir haben die Zukunft des Rock gesehen, und sie heißt The Strokes. Nicht gleich aufregen. „Is This It“ ist ja ein gutes Album. Und vollkommen zu Recht steht’s auf Platz 2 der 50 besten Platten des Jahres (S. 44). Ein gutes Album mit melodischem Schrammelrock einer von ungefähr 250 Bands, die sich seit Mitte der Achtziger auf Vorbilder wie Velvet Underground und Television beriefen. Dieses eine Album hat 2001 schon ausgereicht, um die komplette Musikwelt Kopf stehen und von der Wiedergeburt des Rock’n’Roll faseln zu lassen. Jeder, der sich mit Musik beschäftigte und in der Lage war, zwei einigermaßen sinnvolle Gedanken in die Tastatur seines Computers zu hacken, lobpries die Band aus New York in den siebten Himmel des Schrammelrock. Die Strokes setzten hierzulande einen Mechanismus in Kraft, in dem normalerweise die Engländer Weltmeister sind: Die gesamte Musikpresse brach in Jubel aus, es gab einen großen, beinahe beängstigenden Konsens. Und immer wieder die Vergleiche mit Velvet Underground. Und die waren Mitte der Achtziger längst mehr als nur eine „Kultband“, sie waren zu einem eigenen Genre geworden. Jeder zweite Newcomer jenseits des Mainstream bezog sich auf/klang wie/verströmte den Geist von Velvet Underground. Wo waren die Jubelarien, als Guided By Voices aus der Asche des Post-Punk die Vorstufe des Alternative Rock formten? Wo die kollektiven Begeisterungsstürme, als Bullt To Spill den Indie-Rock auf ein neues Level hoben? Wo war der Aufschrei, als Elastica sich mit ihrem Debüt als beste englische Band seit Jahrzehnten empfahlen? Was haben die bloß falsch gemacht? Oder – was haben die Strokes richtig gemacht? Sie haben die richtigen Mitglieder und die richtige Plattenfirma. Sänger und Songschreiber Julian Casablancas ist der Sohn des Chefs der Modelagentur „Elite“. Das hilft dabei, Presse in den USA zu bekommen, und das hilft dabei, Presse in England zu bekommen, und das hilft dabei, Presse in Deutschland zu bekommen. Was garantiert immer dabei hilft, überall Presse zu bekommen: 178 Journalisten für zwei Tage nach Stockholm einzuladen zu Interview, Showcase, Brot und Spielen.The Strokes ein Riesen-Medienhype? Ja, und einfach eine gute Band.